Disco-Tanz
Mit ihrem Tango Fusion Club leistet Sonja Armisen seit zehn Jahren Pionierarbeit in Sachen Elektro-Tango
Der ganze Körper ist gespannt wie eine Bogensehne. Sonja Armisen zieht das linke Bein über den Tanzboden zu sich heran, überkreuzt und kickt nach hinten aus; dazu eine schnelle Kopfdrehung nach hinten: Die Figur heißt Boléo adelante und ist dem argentinischen Tango entliehen. Der Bass dröhnt aus den Boxen, auf der kleinen Tanzfläche verteilt sich ein Grüppchen Menschen in Trainingsklamotten und Sneakers, vorneweg klatscht Sonja den Takt: „Eins, zwei, drei, vier“.
Was wie eine Unterrichtsstunde in Modern Dance aussieht, ist Armisens eigene Erfindung: Tango Fusion Club.
Zunächst aber erfand sie einen neuen Musikstil : Noch bevor der Franzose Philippe Cohen-Solal mit seinem Gotan Project und dem Elektrotango 2001 die DJ-Sets der europäischen Clubs revolutionierte, hatte die Münchner Tanzlehrerin die Idee, Club-Beats mit Tango-Gesang und Bandoneon-Akkorden – ein Tango-typisches Handzug-Instrument (siehe Seite 10) – zu mischen.
1999 bastelte sie mit einem befreundeten Studenten den ersten Remix zusammen. „La Loca“ wollte aber zunächst keine Plattenfirma veröffentlichen. Schließlich brachte sie die CD selbst heraus. „Dann erst habe ich angefangen, das Ganze von der Tanz-Seite anzugehen“, erzählt Sonja Armisen. Sie veranstaltet „Mischabende“, bei denen sie traditionelle Tangostücke und ihre neuen Clubmixe auflegt, und entwickelt einen neuen Tanzstil, der dazu passt.
Ein paar Schritte, die man auch ohne Partner tanzen kann – das Ganze wirkt wie Jazz-Dance mit Tango-Ästhetik. „Bei diesen gediegenen Tanz-Tee-Treffen, wie sie beim Tango in Deutschland üblich sind, muss man immer warten, bis man aufgefordert wird. Die neuen Tanzabende bekamen eher Party-Charakter“, erklärt Armisen. Seither veranstaltet sie regelmäßig
ihren Tango Fusion Club. Die Resonanz ist gut.
„Der Abend zieht vor allem Leute an, die sich von dem etwas offiziell wirkendem Ambiente klassischer Tangobälle abschrecken lassen“, meint Uwe Kuster (41). Vor drei Jahren hat ihn ein Freund mit zum Tangoabend geschleppt. „Ich fand den Tanz sofort schön, und das tue ich immer noch“, lacht Kuster. Jetzt trainiert er regelmäßig in Armisens Studio in der Dachauer Straße, und besucht ihre Tanzabende an verschiedenen Orten in der Stadt.
„Wir waren schon im im Funky Kitchen, im Ars Musica im Stemmerhof, oder es gab ein Elektrotango-Konzert in größerem Rahmen“, erzählt die Tanzlehrerin. Kommenden Freitag zieht der Club nach Pasing in die alte Kuvertfabrik (Premier Etage, Landsberger Str. 444). Und diesmal verlässt Sonja Armisen ihren angestammten Platz am DJ-Pult und nimmt das Mikrophon in die Hand.
Zusammen mit ihrer Tango Fusion Band, Laptop, Bass und Bandoneon spielt sie Live-Musik für die Clubgäste. „Das Faszinierende ist, dass der Tango wirklich das Leben wiederspiegelt“, sagt Uwe Kuster, „mal ein langsamer Walzer, dann eine schnelle Milonga, da gibt es die ganze Bandbreite an Emotionen.“ Sonja Armisen hat dem Tango eine weitere Facette hinzugefügt – die Lebensfreude und Ausgelassenheit im Club. Johanna Jauernig
Was: Tango Fusion Club
Wann: ca. alle vier Wochen an verschiedenen Orten; nächster Termin: Freitag, 23.Januar
Wo: Premier Etage in der alten Pasinger Kuvertfabrik, Landsberger Str. 444
Beginn: 21 Uhr
Eintritt: 10 Euro
Karten: Reservierung unter Tel. 20 20 63 43 oder Mail an info@tangofusionclub.com
Spezial: am 23.1. Tango Fusion Club Band live, danach legt DJ Sonja auf
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