Dieses Duo rettet junge Frau vor Sex-Täter

Tatort U-Bahnhof: Zwei Männer überwältigen einen 28-Jährigen, der zuvor eine junge Frau bedrängt hatte. Der Prozess - und ein Geständnis mit Einschränkung. 
John Schneider |
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Geständig: Akram S. (28).
jot Geständig: Akram S. (28).

Tatort U-Bahnhof: Zwei Männer überwältigen einen 28-Jährigen, der zuvor eine junge Frau bedrängt hatte. Der Prozess - und ein Geständnis mit Einschränkung.

München  - Ob er etwas zu den Vorwürfen sagen will, wird Akram S. (28) vom Richter gefragt. Und ob er will. Ein wahrer Wortschwall ergießt sich am Dienstag zum Prozessauftakt über die Prozessbeteiligten. „Das war der größte Fehler meines Lebens“, sagt der in Italien lebende Tunesier unter anderem. Und: „Ich möchte mich bei der Frau persönlich entschuldigen.“

Aber in einem entscheidenden Punkt versiegt der Redestrom des Pizzabäckers. An die Tat will der Familienvater keine Erinnerung haben. Weil er Wodka und Bier getrunken, sieben Joints geraucht und zwei Ecstasy-Tabletten geschluckt hatte. „Im Krankenhaus haben sie mir erzählt, was ich getan habe“, erklärt er vor Gericht.

„Unglaubwürdig“, kontert später eine Gutachterin. Anhand der Aussagen von Augenzeugen und Polizisten sei klar, dass der berauschte Mann noch durchaus bei Verstand war, eine derartige Gedächtnislücke daher unwahrscheinlich sei. Ansonsten hätte der angeklagte Familienvater zum Beispiel nicht so flink die Flucht ergreifen können, als sich Helmut B. und Nico T. (beide 21) schützend vor das Opfer stellten.

Das war geschehen: Die beiden Spezl standen am Neujahrstag um 5 Uhr in der Frühe an einem Ausgang des U-Bahnhofs Forstenrieder Allee und rauchten. Plötzlich hörten sie eine Frau rufen, dachten aber zunächst an einen Beziehungsstreit.

Ein Irrtum. Laut Anklage hatte Akram S. bereits zwei andere Frauen auf einer Rolltreppe attackiert, die aber fliehen konnten. Dann habe er Bettina F. (23, Name geändert) entdeckt und sei dieser nachgelaufen.
Um sie zu vergewaltigen, so die Ermittler. Bettina F. floh, rief im Laufen per Handy ihren Vater an, stolperte dann aber auf der Rolltreppe nach oben. Akram S. holte sie ein und drückte die junge Frau auf die Stufen. Am Ende der Rolltreppe habe er sie dann hochgezogen und betatscht. Das Handy nahm er ihr ab und fixierte die Handgelenke der Frau, die sich nach Kräften wehrte. Bettina F. rief um Hilfe.

Währenddessen drängte sie der Sex-Täter in Richtung eines Kiosks. Auf dem Weg zog er ihr die Hose ein Stück runter. Als nun Helmut B. und Nico T. auf ihn zukamen, versuchte Akram S. ein Täuschungsmanöver. „Ja Schatz, sei still, alles ist o.k.!“, sagte er laut. Doch die beiden jungen Männer fragten nach und dem Opfer gelang es, hinter ihnen Schutz zu finden. Die Attacke war gescheitert, Akram S. lief davon.

Die Spezl nahmen die Verfolgung auf. „Es war wie ein kleines Rennen um ein Haus rum, dann hat er sich sauber hingelegt“, erinnert sich Helmut B., der den Angreifer festhielt. Unterstützung bekam er von seinem Spezl.

Dann kam auch der Vater des Opfers dazu, der barfuß und im Pyjama zur U-Bahn-Station gelaufen war. „Der Vater hat ihm ins Gesicht geschlagen“, sagt Helmut B.. Als die Polizei eintraf, musste der Täter deshalb erst einmal ins Krankenhaus gebracht werden.

Der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf bietet dem Angeklagten einen Deal an: Geständnis gegen Haftstrafe nicht über dreieinhalb Jahre. Akram S. nimmt an und gesteht die Vorwürfe ein. Mit einer Einschränkung: Er habe die Frau nicht vergewaltigen, sondern lediglich sexuell nötigen wollen.

Immerhin: Dem Opfer wird dank des Deals eine Aussage vor Gericht erspart.

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