Dieser Ex-Minister will in München Oberbürgermeister werden

In der AZ erklärt er, was er anders machen will als Dieter Reiter. Und deutet an, worum es bei seiner Kandidatur in Wahrheit (nicht) geht.
von  Felix Müller
Im Münchner Rathaus ist der Sitz des Oberbürgermeisters.
Im Münchner Rathaus ist der Sitz des Oberbürgermeisters. © IMAGO/Lindenthaler

Karge 1,2 Prozent holten die Freien Wähler in München bei der Bundestagswahl. Die Großstadt bleibt für sie ein sehr, sehr schwieriges Pflaster. Es fehlt an Themen, die die Münchner ansprechen. Und: an Köpfen, die man in der Stadt kennt und ernst nimmt.

Eigentlich gibt es da nur eine einzige richtige Ausnahme. Und das ist Michael Piazolo. Münchner, Politik-Professor, einstiger Stadtrat, Abgeordneter, Kämpfer gegen Studiengebühren und die dritte Startbahn am Flughafen, später Kultusminister. Und jetzt wie 2008 wieder: OB-Kandidat. Am Sonntagmorgen teilten die Freien Wähler für Außenstehende durchaus überraschend mit, dass der 65-Jährige nominiert wurde.

Piazolo soll offenbar als Zugpferd helfen, dass die Freien Wähler im Stadtrat stärker werden. Eine Chance, bei der OB-Wahl auch nur unter den ersten drei zu laden, besteht realistischerweise nicht. Aktuell sind die Freien Wähler im Rathaus in einer Fraktionsgemeinschaft mit der CSU. Piazolo auf jeden Fall gibt sich im Gespräch mit der AZ am Sonntag kampfeslustig.

"Ich habe den Eindruck, dass unter Grün-Rot in München vieles ideologisch geprägt ist", sagte er. "Dabei ist aber vieles liegen geblieben, vom Großmarkt und dem Gasteig über den Verkehr bis zur Sicherheit und dem Wohnungsbau, wo man stets die eigenen Zielzahlen verfehlt." Es müsse darum gehen, für München eine neue Dynamik zu entwickeln.

OB-Kandidat Michael Piazolo: "In der Stadt sind wir sichtbarer geworden"

Die Ausgangslage für die Freien Wähler sei "nicht ganz einfach", räumt er ein. Doch man sei schon deutlich sichtbarer in München geworden. Und werde auch konkrete Themen setzen im Wahlkampf, als Beispiele nannte er am Sonntag den Kampf gegen die Verdichtung der Gartenstädte und die Zukunft des Stäblibads.

Michael Piazolo bei einer Rede im Landtag. Die nächsten Monate wird er wohl auch viel bei Wahlkampfständen in der Stadt zu sehen sein.
Michael Piazolo bei einer Rede im Landtag. Die nächsten Monate wird er wohl auch viel bei Wahlkampfständen in der Stadt zu sehen sein. © IMAGO/Rolf Poss

Ob das zündet, zeigt sich im März 2026. Bei der letzten Stadtratswahl vor fünf Jahren kam man stadtweit immerhin auf 2,5 Prozent. Können die Freien Wähler dieses Ergebnis ein bisserl steigern, könnte es sich Piazolo als Erfolg auf die Fahnen schreiben.

Legt Piazolo sein Landtagsmandat nieder, um in den Stadtrat zu gehen?

Seit 2008 vertritt er den Münchner Süden als Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Und macht im Gespräch nicht wirklich den Eindruck, dass sich daran etwas ändern soll. Der Mann will offenbar sehr ernsthaft OB-Wahlkampf führen. Dürfte dann aber nicht in den Stadtrat wechseln. Landtag und Stadtrat parallel – da hat er sich schon mal dagegen entschieden und im Rathaus aufgehört, als er Abgeordneter wurde. Und den Landtag aufgeben will er wohl nicht. Natürlich sagt er nicht zum Start in den Wahlkampf, dass er gar nicht einfacher Stadtrat werden will. Aber genau so ist es wohl gemeint, wenn Piazolo betont, er werde sich weit hinten auf der Kandidatenliste einreihen.

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