Diese Münchnerin hat seit sechs Monaten einen Wasserschaden

Die Mieterin der Versorgungskammer ist verzweifelt: Ihr Weihnachtsfest mit den Söhnen ist geplatzt. Weil die Wohnung nicht repariert wird – seit Juli!
Eva von Steinburg |
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Immer noch stehen Trockengeräte in der Wohnung.
Daniel von Loeper 2 Immer noch stehen Trockengeräte in der Wohnung.
Chaotisch sieht es im Wintergarten aus. Dort müssen Möbel zwischengelagert werden.
Daniel von Loeper 2 Chaotisch sieht es im Wintergarten aus. Dort müssen Möbel zwischengelagert werden.

München - Seit Mitte September steht überall in der Wohnung Geschirr. Die vielen Gläser verstauben außerhalb des Küchenschranks. Toaster, Mixer und Kartoffelkorb stehen provisorisch am Fußboden – "Seit Wochen habe ich die Nase voll", beklagt sich Mieterin Gertraud Multerer bei der AZ. Der Grund: Ein unerkannter Wasserschaden wegen einer undichten Dachentwässerung hat auch Gertraud Multerers Küchenwand im vierten Stock braun-schwarz schimmelig werden lassen.

"Am liebsten wäre denen wohl, wenn ich sterben würde"

Das Unfassbare für die AZ-Abonnentin: Der Schaden mit ihrer nassen Küchen- und Wohnzimmerwand ist seit Juli nicht behoben: "Ich bin verzweifelt, dass man mich als Mieterin so hängen lässt. Das zieht sich wie Kaugummi", sagt die 71-jährige Münchnerin.

Sie schimpft auf die Staatsregierung. Denn seit fast 50 Jahren wohnt die Münchnerin in einer "Kammer-Wohnung". Ihr Vermieter ist also "Vater Staat", die Bayerische Versorgungskammer, die als Behörde im Innenministerium angesiedelt ist. In München verwaltet und vermietet die Bayerische Versorgungskammer 6.500 Wohnungen. "Vater Staat ärgert mich. Als alte Mieterin habe ich das Gefühl, ich bin nichts wert. Am liebsten wäre es der Versorgungskammer wohl, wenn ich ins Altersheim gehe, sterbe oder kündige, damit sie die Wohnung neu und teurer vermieten kann", regt sich die 71-jährige Frau auf.

Immer noch stehen Trockengeräte in der Wohnung.
Immer noch stehen Trockengeräte in der Wohnung. © Daniel von Loeper

Ihre Beschwerde-Odysee hat die kluge Mieterin säuberlich schriftlich dokumentiert: Am 31. Juli hat die Witwe gemeldet, dass ihre Küchenwand hinter den Schränken nass ist – und eklig verschimmelt. Erst Ende August sei dann zum ersten Mal ein Handwerker in ihre Wohnung gekommen. "Ich bin lungenkrank. Den Schimmel habe ich bis dahin eingeatmet", beklagt sie sich über die späte Inspektion.

Die Mietminderung will der Staat zurück - trotz Schimmels in der Wohnung

Im Oktober haben Handwerker Schimmel und Putz abgekratzt und zwei dröhnende Entfeuchter aufgestellt. Sie sollten in Küche und Wohnzimmer Tag und Nacht laufen. "Ich habe mich genau daran gehalten, aber sie lärmen furchtbar", klagt Multerer.

Als Mitglied im Münchner Mieterverein hat sie für August, September, Oktober 30 Prozent ihrer Miete zurückgeholt. "Ich habe den Herren von der Kammer den Grund für die reduzierte Mietzahlung geschrieben, aber was passiert? Ende November kriege ich eine Mahnung. Das ist eine Unverschämtheit."

Chaotisch sieht es im Wintergarten aus. Dort müssen Möbel zwischengelagert werden.
Chaotisch sieht es im Wintergarten aus. Dort müssen Möbel zwischengelagert werden. © Daniel von Loeper

Am 10. Dezember war dann ein Maler da, um Gertraud Multerers Wohnung wieder in Ordnung zu bringen. Seine Arbeit konnte der Mann aber nicht erledigen: Die Wand der Mieterin war immer noch zu nass. Der Grund für dieses Pech: Weil in der Wohnung über ihr die Mieterin monatelang verreist war, dringt deren Wasserschaden immer noch zu ihr nach unten durch.
"Weihnachten ist bei mir dieses Jahr ausgefallen", ärgert sich die Mieterin. "Zu mir kann ich meine erwachsenen Söhne nicht einladen." Sie meint auch nicht aus der Wohnung wegzukönnen, "weil ich doch das Wasser aus den Entfeuchtern leeren muss".

Das sagt die Bayerische Versorgungskammer

Die Dauerbaustelle und das Versagen ihres Vermieters ärgert die gelernte Versicherungskauffrau: "Ich habe in meiner Ausbildung gelernt, dass man einen Schaden gering halten soll und dann zügig repariert. Das gilt für die Bayerische Versorgungskammer wohl nicht."

Die Bayerische Versorgungskammer bedauert Frau Multereres Situation. Die Presseabteilung erklärt, warum der Schaden erst im Frühjahr gerichtet sein wird: Die nasse Wohnung darüber habe erst der Schlüsseldienst öffnen müssen. Die Handwerkerfirmen hätten zur Zeit volle Auftragsbücher, und ein provisorisch repariertes Rohr habe nach einem Starkregen nicht gehalten.

"Die Einschränkungen werden mit einer entsprechenden Mietminderung berücksichtigt", so die Pressestelle: "Frau Multerer muss selbstverständlich über die Feiertage nicht zuhause bleiben", fügt die Bayerische Versorgungskammer hinzu. Die Luftentfeuchter-Geräte könne sie über die Weihnachtsfeiertage einfach abschalten.

Lesen Sie hier: Für seine Schwester: Senior (87) nimmt beschwerliche Reise auf sich

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