Die Wahrheit über die Dachauer Moorleiche

Jahrzehnte lang wurde eine gut 500 Jahre alte Mumie unter falschen Voraussetzungen ausgestellt. Eine Penzberger Abiturientin hilft in einem spannenden Projekt mit, die wahre Herkunft der Leiche aufzuklären.
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Facharbeit über eine Moorleiche: Miriam Meyer
az Facharbeit über eine Moorleiche: Miriam Meyer

MÜNCHEN - Jahrzehnte lang wurde eine gut 500 Jahre alte Mumie unter falschen Voraussetzungen ausgestellt. Eine Penzberger Abiturientin hilft in einem spannenden Projekt mit, die wahre Herkunft der Leiche aufzuklären.

Miriam Meyer weiß gar nicht mehr genau, wann die Faszination begann. So weit die 20-Jährige zurückdenken kann, schwärmt sie für Mumien und Moorleichen. Jetzt konnte sie diese Begeisterung in eine spannende Untersuchung – und ihre Abi-Facharbeit – einbringen: Durch Vermittlung von Andreas Kratzer von der Physik-Fakultät der TU wurde die Penzberger Abiturientin Teil eines Teams, das die Geheimnisse um die angebliche Dachauer Moorleiche in der Archäologischen Staatssammlung aufklären will.

Mehr als 30 Jahre lang wurde die gut 500 Jahre alte Mumie ausgestellt – unter falschen Voraussetzungen – wie Untersuchungen auf Anregung der Archäologin Brigitte Haas-Gebhard ergaben. Sie befürchtete, dass die Mumie von Parasiten befallen sein könnte. Deshalb wurde die mumifizierte Leiche genau untersucht.

Wer war sie, wie kam sie zu Tode?

Experten des Landeskriminalamtes, Pathologen vom Klinikum Bogenhausen, Gerichtsmediziner und die Computer-Tomografie in der Unfallklinik Murnau konkretisierten die Vorab-Diagnose, die durch Miriam Meyers Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop und durch Röntgenanalyse bestätigt wurden: Die Leiche stammt aus dem Südamerika der Inka-Zeit um 1500, die 20- bis 25-Jährige hat in einer Küstenregion gelebt (weil sie sich hauptsächlich von Seefisch ernährt hatte), war aber die letzten Monate ihres Lebens im Landesinneren (weil sie in dieser Zeit fast nur Gemüse gegessen hatte).

Wer war sie, wie kam sie zu Tode? Fragen über Fragen, an deren Beantwortung die Archäologin Haas-Gebhard derzeit arbeitet. Ein Rechtsmediziner soll noch die genaue Todesursache klären. Archiv-Recherchen sollen Hinweise darauf bringen, wie die Mumie nach München kam. Erste Vermutung: Die Wittelsbacher-Prinzessin Therese soll als begeisterte Forscherin zwei Exemplare nach Bayern gebracht haben.

Die Identität zurückgeben

Von einer fehlt jede Spur. Angeblich war die so zugerichtet, dass sie nicht öffentlich gezeigt werden konnte. Ist sie das bis dato falsch deklarierte Schaustück aus der Archäologischen Staatssammlung? Brigitte Haas-Gebhard will die Schleier so weit wie möglich lüften, will der Leiche aus Südamerika ihre Identität zurückgeben. Und sie dann in einer Sonderausstellung zeigen. Miriam Meyer hat längst ihre Abi-Facharbeit abgeschlossen. Sie konnte durch die intensive Beschäftigung mit der angeblichen Moorleiche ihre Berufswünsche konkretisieren: „Anorganische Chemie – oder doch Pathologie . . .“

Rudolf Huber

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