Die Trauer um die drei getöteten Kinder

Am Tag nach dem Familiendrama herrschen Trauer und Bestürzung in Freising. Die Schule richtet einen Trauerraum für Kinder ein. Annas Klassenkameraden malen Bilder.
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Sie haben den Kindern die Nachricht vom Tod Anna-Leas überbracht (v. l.): Juliane Dorfmüller, Martina Schneider und Klaus Hippe.
Feindt 2 Sie haben den Kindern die Nachricht vom Tod Anna-Leas überbracht (v. l.): Juliane Dorfmüller, Martina Schneider und Klaus Hippe.
Bianca T. (38) hat gestanden ihre drei Kinder getötet zu haben. Anschließend wollte sie in ihrem Auto auf der A 92 in den Tod rasen. Das gestand sie am Mittwoch bei einer Vernehmung durch die Polizei.
2 Bianca T. (38) hat gestanden ihre drei Kinder getötet zu haben. Anschließend wollte sie in ihrem Auto auf der A 92 in den Tod rasen. Das gestand sie am Mittwoch bei einer Vernehmung durch die Polizei.

Freising - Der Schock sitzt tief. An der Paul-Gerhardt-Schule in Freising überbringen die Konrektorin, die Schulpsychologin und eine Polizistin der Klasse 1b die Todesnachricht. „Anna-Lea ist bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen.“ Die Schulsekretärin kann es nicht fassen: „Dass so eine engagierte Mutter so eine Tat begehen kann.“

Bianca T. war im ersten Schuljahr ihrer Tochter in den Elternbeirat und zur Klassenelternsprecherin gewählt worden. Probleme hat man hier nicht wahrgenommen. Die Schule versucht, mit dem Unfassbaren fertig zu werden, richtete gestern einen Trauerraum ein. Hier können die Schüler ihre Bilder aufhängen und Kerzen aufstellen. „Anna-Lea, ich mag dich“ steht auf einem Zettel.

Manche Kinder brechen in Tränen aus und müssen von ihren Eltern abgeholt werden. Heute wird hier ein Kondolenzbuch ausliegen. Ortswechsel. Nur einen Kilometer von der Schule entfernt liegt die Hochparterre-Wohnung der Familie: Ein 60er-Jahre-Bau, auf dem Balkon hängt noch die gelbe Sonne aus Pappe, die Anna-Lea gebastelt hat. An einem anderen Fenster hängt ein Engel mit Federn. Vor dem Küchenfenster steht der Sandkasten mit Spielzeug. Traurige Erinnerungen an Anna-Lea, an Fabian und Lisa, die hier gelebt haben.

„Ich bin fassungslos“, sagt ein Nachbar. Eine Nachbarin berichtet von einer „glückliche Familie“. „Nichts deutete daraufhin, dass sie Probleme hatten“, sagt sie.

Dasselbe Bild im Beruf. Bianca T. arbeitete als Verkäuferin in einer Bäckerei. Ihre ehemaligen Kollegen berichten von einer „engagierten und freundlichen Kollegin“. Doch hinter dem schönen Schein brodelte es.

Die Familie hat wenig Geld, beide Eltern haben wohl auch psychische Probleme. Bianca T. ist in Elternzeit, Norman H. arbeitet freiberuflich in der Internet-Branche.

Eine Freundin von Norman H. erzählt, dass das Paar völlig überfordert schien. Die Zwillinge waren Frühchen. Aber Norman H., der seit zwei, drei Jahren mit Bianca T. zusammen sei, habe sich sehr auf die beiden gefreut. Auch Anna-Lea sei wie eine Tochter für ihn gewesen.

Der Vater der Zwillinge Fabian und Lisa († 4 Monate) war aber am Tattag noch in psychiatrischer Behandlung. Bianca T. wollte ihn aus der Klinik abholen. Doch er fühlte sich offenbar unter Druck gesetzt und habe ihr gesagt, dass er erst für seine Kinder gesund werden wolle. Sie fuhr ohne ihn wieder weg.

Dann geschah das Unfassbare. Bei jedem, den man hier in der Nachbarschaft fragt, ist das Entsetzen über eine Tat zu spüren, die niemand vorhergesehen hat, die niemand vorhersehen konnte. Eine Mutter mit drei Kindern läuft die Straße entlang.

Anna-Lea ist in denselben Kindergarten gegangen wie ihre Kinder. Unter Tränen sagt sie: „Ich habe so gehofft, dass es eine Familie ist, die wir nicht kennen.“

 

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