"Die Tat war sehr gut vorbereitet": Brutale Einbrecher beklauen Münchner Künstler Flatz

Aus einer Gruft im Skulpturengarten des Künstlers haben Unbekannte zwei wertvolle Schwerter gestohlen. Dafür mussten sie Panzerglas zerstören. Das kostbare Diebesgut gehörte einst Konrad Adenauer. 
Nina Job
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Flatz 2024 in der "Erlöserkapelle" in seinem Skulpturengarten Heaven 7. Da lagen die kostbaren Schwerter noch in der Gruft zu seinen Füßen.
Flatz 2024 in der "Erlöserkapelle" in seinem Skulpturengarten Heaven 7. Da lagen die kostbaren Schwerter noch in der Gruft zu seinen Füßen. © Roman Job

Sie lagen gut geschützt unter schwerem Panzerglas: Zwei wertvolle Damast-Schwerter mit Gold-Inlets und ziselierten, silbernen Scheiden, das eine mit einem Griff aus Silber, das andere – ein sogenanntes Flammenschwert – mit einem Griff aus geschnitztem Kamelbein. Sie gehörten einst dem ägyptischen König Faruk (1920-1965), der sie 1950 dem damaligen deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer schenkte – dazu später mehr.

Die Schwerter waren Teil eines Kunstprojekts des bekannten österreichischen Künstlers Flatz (73), der seit 50 Jahren in München lebt. Sie lagen in seiner "Erlöserkapelle" auf dem Dach in Flatz’ Skulpturengarten Heaven 7 in Sendling.

Vor einem Jahr hatte der Künstler dort sein Atelier räumen und die vielen Skulpturen – wie unter anderem diese Kapelle mit den Schwertern, einen Hubschrauber und einen vergoldeten Wohnwagen – auf dem Dach zurücklassen müssen (AZ berichtete). Sowohl für ihn als auch für die Öffentlichkeit war seitdem der Skulpturengarten, der 2015 die Auszeichnung "Schönster Dach- und Skulpturengarten Deutschlands" bekommen hatte, nicht mehr zugänglich. Was aus dem Skulpturengarten werden soll, ist nach wie vor ungewiss.

Nun sind Einbrecher in das verlassene Künstlerareal eingedrungen, das sich im siebten Stock oben auf dem Gebäude in der Kistlerhofstraße 1 befindet. Die unbekannten Täter haben die ehemals königlichen Schwerter sowie andere Gegenstände gestohlen.
Am vergangenen Freitag um die Mittagszeit wurde Flatz informiert. Zusammen mit Kriminalpolizisten war er vor Ort.

"Die Gruft war wie eine Hochburg gesichert", so Flatz zur AZ. Über den Schwertern lag eine Tür aus Panzerglas. Die Tür stammte von dem Juweliergeschäft Tiffany’s. Bei einem gescheiterten Einbruchsversuch in das Juweliergeschäft war die Tür etwas beschädigt worden und wurde ausgetauscht. Flatz übernahm sie. "Sie hatte einen Sprung. Aber sie war absolut stabil, meine Besucher sind immer darüber gelaufen."

Das Panzerglas wurde brachial zerstört, die Gruft ist leer.
Das Panzerglas wurde brachial zerstört, die Gruft ist leer. © privat


Die Täter hätten offenbar zuerst versucht, die schwere Panzerglastür herauszuheben. Als das nicht gelang, müssen sie das Glas so lange mit brachialer Gewalt bearbeitet haben, bis es schließlich an einer Ecke nachgab und sie die kostbaren Schwerter herausfischen konnten.
Der Wert, den die Schwerter hatten, sind für Flatz "nicht bezifferbar". "Sie sind unersetzlich", sagt er.

Denn sie haben eine einzigartige Geschichte: 1950 habe der damalige ägyptische König Faruk den damaligen deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bonn besucht und ihm die beiden kostbaren Stücke als Gastgeschenk mitgebracht.
1952, nur zwei Jahre später, wurde der König durch einen Militärputsch gestürzt. Erst viele Jahre später seien die Schwerter über Umwege zu ihm gelangt.

In das eine königliche Schwert ist eine Sure aus dem Koran eingelassen, der Griff ist aus Silber.
In das eine königliche Schwert ist eine Sure aus dem Koran eingelassen, der Griff ist aus Silber. © privat

Nach Adenauers Tod, so Flatz zur AZ, verkauften seine Erben die Schwerter an einen Bonner Kunsthändler. "Dieser tauschte sie gegen ein Bild von Kokoschka mit einem Wiener Kollegen." Als dieser wiederum pleite gegangen sei, kaufte ein Freund von Flatz die Schwerter aus der Insolvenzmasse. Der Freund ist Goldschmied in Vorarlberg, wo auch Flatz in seiner Jugend Goldschmied gelernt hatte.

"Er bot mir die Schwerter an. Als ich die Geschichte erfahren habe, kaufte ich sie und baute sie in die Erlöserkappelle auf Heaven 7 ein." Flatz: "Ich denke, dass da Insider am Werk waren. Die Tat war sehr gut vorbereitet."

Dieses Flammenschwert hat einen aus Kamelbein geschnitzten Griff.
Dieses Flammenschwert hat einen aus Kamelbein geschnitzten Griff. © privat

Laut Polizei hat der Einbruch zwischen Montag, 17. November, 11 Uhr und Freitag, 28. November, 10.30 Uhr stattgefunden. Die Polizei bezeichnet den Tatort als "Gartenhaus" auf dem Dach – nicht als Kapelle. Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Kommissariat 52, Tel. 089 29100, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

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