"Die Tat ist durch den Koran gerechtfertigt"

Wieder ein Ehrenmord vor Gericht: Mohamad R. (27) ist wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagt. Die Tat hatte er bei der ersten Vernehmung als "gerechtfertigt" dargestellt.
von  Abendzeitung
Hinter Aktenordner versteckt: Der Angeklagte Mohamad R. am ersten Prozesstag.
Hinter Aktenordner versteckt: Der Angeklagte Mohamad R. am ersten Prozesstag. © Torsten Huber

MÜNCHEN - Wieder ein Ehrenmord vor Gericht: Mohamad R. (27) ist wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagt. Die Tat hatte er bei der ersten Vernehmung als "gerechtfertigt" dargestellt.

Mit einem schwarzen Aktenordner vor dem Gesicht lässt sich Mohamad R. (27) von der Polizei in den Münchner Schwurgerichtssaal 101 führen. Schon wieder muss das Gericht über einen so genannten „Ehrenmord“ verhandeln. Der gebürtige Afghane ist wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagt. Bei der ersten polizeilichen Vernehmung hatte der Angeklagte gesagt: „Die Tat ist durch den Koran gerechtfertigt.“

Die Ehefrau sei fremdgegangen und habe die Scheidung nach islamischem Ritus von ihm verlangt. Er sollte seine Zustimmung zur Scheidung geben. Das Einreichen der Scheidung nach islamischem Recht ist für die Frau nur mittels Gründen möglich. Zum Beispiel: mangelnder Unterhalt durch den Gatten. Der Mann hingegen muss keine Gründe angeben. Er darf sich einfach so scheiden lassen. Der arbeitslose Asylbewerber lebte zuletzt mit Ehefrau Nesima R. (24) und einer Tochter (3) in München-Obersendling. Durch die Schwestern der Ehefrau erfuhr der Angeklagte, dass sie nebenbei einen Freund hatte. „Ich habe sie gebeten, dass sie sich von ihm trennt“, sagte der Angeklagte.

Aber Nesima R. wollte die Trennung. Laut Anklage habe Mohamad R. einer Scheidung bereits zugestimmt. In der Nacht zum 20. Juli 2009 eskalierte die Situation: Nesima R. wollte noch ein paar Sachen abholen, kam kurz nach Mitternacht mit der Tochter zum Angeklagten. Mohamad R., der immer noch eifersüchtig war, sah auf dem Handy von Nesima R. die Telefonnummer des neuen Freundes und rastete plötzlich aus, holte eine 31 Zentimeter langes Küchenmesser und stach 24 Mal auf die völlig überraschte Ehefrau ein. Wenig später verstarb sie in einer Klinik. Der Prozess dauert an.

th

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