"Die Rentner haben es satt"
München - Den Rentnern reicht’s. Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK, beschreibt die aktuelle Stimmung unter ihnen so: „Sie haben es satt, dass sie behandelt werden, als würden sie aus lauter Gnade eine Rente bekommen und müssten also auch mit kleinen Almosen zufrieden sein.“
Jetzt droht der VdK sogar damit, eine große Rentner-Demo auf die Beine zu stellen, wenn sich bis zum nächsten Frühjahr in der Politik nichts tut. Schon im Jahr 2004 hatten 30.000 Menschen auf dem Odeonsplatz ihrem Unmut Luft gemacht.
Was macht die Rentner so wütend, was fordert der VdK? Zunächst ein Blick auf die Zahlen: Die Altersarmut nimmt zu. Nach Angaben des Statistischen Amtes waren voriges Jahr 61.393 Menschen in Bayern auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Weil ihre Rente nicht ausreichte, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Und es werden immer mehr. Besonders häufig trifft das Problem Frauen.
„Das sind nur die offiziellen Zahlen“, macht Ulrike Mascher deutlich. Viele Menschen schämten sich, auf das Amt zu gehen. So würden die Münchner Behörden davon ausgehen, dass mindestens 10.000 Menschen in der Stadt lebten, die ihren Anspruch gar nicht wahrnehmen. „Manche arbeiten trotz Rente praktisch bis zum Umfallen weiter.“ Inzwischen habe bereits die Generation 50 plus Angst vor der Altersarmut.
Das Grundproblem: „Minirentenerhöhungen und Neurenten im freien Fall“, wie Mascher es formuliert. Die Durchschnittsrente in Bayern beträgt 1012 Euro für Männer und 521 Euro für Frauen. Doch wer erst voriges Jahr in den Ruhestand ging, bekommt nun weniger als der Durchschnitt aller bayerischen Rentner. Bei Männern lagen die Neurenten nur mehr bei 941 Euro. Und die neuen Rentnerinnen im Freistaat beziehen im Schnitt bloß noch 516 Euro. „Dies belegt den Sinkflug der Renten auch in Bayern“, heißt es beim Sozialverband.
Als „größtes Ärgernis“ bezeichnet Mascher die jüngste Rentenerhöhung um 0,25 Prozent. Die so genannten „Dämpfungsfaktoren“, die Teil der Formel zur Berechnung der Rentenanpassung sind, hätten voll zugeschlagen. Der VdK rechnet vor: Wer bisher 500 Euro bekam, hat seit Juli läppische 1,25 Euro mehr. Wer 1000 Euro Rente bezog, darf nun 2,50 Euro extra ausgeben.
Der Sozialverband fordert, dass die Rentenformel verändert wird. Mascher: „Wenn die Löhne um drei Prozent steigen, müssen auch die Renten um drei Prozent steigen.“ Die Empörung der Rentner sei groß: „Ihre Lebensleistung wird ihrem Empfinden nach mit Füßen getreten.“ Beim Thema Rente oder auch in der Pflegepolitik sei der Bundesregierung vier Jahre Stillstand vorzuwerfen. In Bayern sind rund 2,4 Millionen Menschen älter als 65. Mascher droht: „Mit diesen potenziellen Wählern sollte man es sich nicht verscherzen.“
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