Die Poschinger-Witwe (36): "Ich will erfahren, was passiert ist"
MÜNCHEN - Im Mordprozess schildern Zeugen grausige Details des Falles. Die Ehefrau des getöteten Managers hört aufmerksam und gefasst zu: „Für mich ist das wie ein Krimi. Ich will erfahren, was passiert ist“
Ganz in Schwarz sitzt die zweifache Mutter Daniela von Poschinger-Camphausen (36) im Münchner Schwurgerichtssaal 101 neben ihrer Anwältin Gabriele Schöch. Nur wenige Meter vom Angeklagten Rainer H. (40) entfernt. Er ist der mutmaßliche Mörder ihres Mannes Dirk von Poschinger-Camphausen (†35).
Wie steht sie den Mord-Prozess nur durch?
Äußerlich wirkt sie gefasst. Keine Tränen, kein böses Wort über den Angeklagten. Der schweigt und sagt nur: „Ich bin unschuldig.“ Die Witwe hat zu ihrer Anwältin gesagt: „Für mich ist das Verfahren wie ein Krimi. Ich will erfahren, was passiert ist.“
Sie nimmt in Kauf, wenn die schrecklichen Details im Prozess zur Sprache kommen. Als der Vorsitzende Richter Michael Höhne die Mordwaffe, eine Ruger (Kaliber 22), zur Besichtigung auf den Tisch legt, geht auch Frau von Poschinger-Camphausen tapfer zum Richtertisch vor. Staatsanwältin Nicole Selzam fragt besorgt: „Wollen Sie sich das wirklich antun?“ Antwort: „Ja, natürlich.“
Auch als die 1. Kriminalhauptkommissarin Margit H. (52) vom K 111 in den Zeugenstand tritt, hört die Witwe aufmerksam zu. Die Kommissarin war dabei, als Dirk von Poschinger-Camphausen am 16. Januar 2010, zwei Tage nach seiner Ermordung, in einem VW-Bus gefunden wurde. Das Auto stand am Freiburger Platz in Laim. Es war kalt. Die Scheiben waren vereist.
Mit dem Autoschlüssel des nun in U-Haft sitzenden Angeklagten wurde der Wagen geöffnet. Die Kommissarin sagt vor Gericht: „Ich habe die Beifahrertür geöffnet, mich nach hinten getastet. Ich spürte eine dicke Folie.“ Es war ein Leichensack. Ein Kollege war schon durch die Hecktür in den Wagen gelangt. Die Polizistin weiter: „Ich habe dann die Folie aufgeschnitten. Ich habe ein Bein gesehen, leicht angewinkelt.“ Und: „Ich habe den Sack ganz aufgeschnitten. Es war eine männliche Leiche, die offensichtlich teilweise bereits gefroren war. Wir haben dann die Rechtsmedizinerin zum Fundort gerufen.“
Die Witwe hört das alles mit an. Scheinbar gefasst. Sie hat gesagt: „Meine Kinder und ich brauchen momentan keine Hilfe. Vielleicht brauchen wir mal fremde Hilfe. Ich weiß dann, an wen ich mich dann wenden muss.“ T. Huber
- Themen:
- Mörder