Die Pannen im Mordfall Kiesewetter

Hätte der Mord an der Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter, die den Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angelastet wird, früher aufgedeckt werden können? Die Pannen in den Ermittlungen.
Stuttgart – Die Ermittlungen im Polizistenmord von Heilbronn waren von mehreren Pannen überschattet. Seit Donnerstag befasst sich das Oberlandesgericht München mit dem Fall.
Der Mord: Auf der Theresienwiese in Heilbronn wird am 25. April 2007 die 22 Jahre alte Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen. Ihr Kollege überlebt schwerverletzt. Handschellen und Dienstpistolen der beiden Polizisten werden entwendet.
Die Ringfahndung: Nach dem Mordanschlag gibt es eine Panne bei der Ringfahndung an den Ausfallstraßen. An einem Kontrollpunkt notieren Beamte am Tattag 20 Kennzeichen von auffälligen Fahrzeugen, darunter ein Wohnmobil.
Die Fahnder wollen die Fahrzeughalter ermitteln. Aber dieser Schritt wird nicht gemacht. Später stellt sich heraus: Das Wohnmobil hatte das NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt angemietet.
Jagd nach dem Phantom: Am Dienstwagen der Polizisten wird die DNA-Spur einer unbekannten Frau sichergestellt. Fast zwei Jahre lang jagen die Ermittler diese „Frau ohne Gesicht“. Ihre Gen-Spuren werden bei mehr als 35 Straftaten gefunden – darunter sind Morde und Einbrüche.
Im März 2009 muss das Landeskriminalamt eingestehen: Die Gen-Spuren sind bereits beim Verpacken auf die Wattestäbchen gelangt.
Motiv: Die Fahnder schließen einen politischen Hintergrund für die Tat lange aus. Erst im November 2011 führen die Spuren dann zur NSU.
Zwei Männer überfallen eine Bank in Eisenach und fliehen. Während der Fahndung stoßen Polizisten auf zwei Leichen in einem ausgebrannten Wohnmobil. Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
In dem Wohnwagen werden die Dienstwaffen der Beamten aus Heilbronn gefunden. Das eindeutige Motiv für die Tat bleibt rätselhaft.
Die Anklage geht davon aus, dass die Rechtsterroristen Polizisten angriffen, weil sie den von ihnen gehassten Staat repräsentierten.