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Die neuesten Erkenntnisse nach dem schweren Haltestellenunfall: Das sagt die Polizei

Großeinsatz in Neuhausen: Ein Mann fährt mit einem BMW-SUV in das Wartehäuschen der Tram 17 an der Donnersbergerstraße. Insgesamt sieben Menschen werden verletzt, drei von ihnen schwer. Die Polizei berichtet Neuigkeiten zum Zustand einer Schwerverletzten und der möglichen Ursache für den Unfall.
von  Guido Verstegen, Hüseyin Ince, dpa
An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren.
An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren. © Daniel von Loeper

München - Es war ein gewöhnlicher Mittwochmittag an der Kreuzung Donnersbergerstraße und Arnulfstraße, bis ein SUV der Marke BMW halb fliegend in das dortige Tramhäuschen gekracht ist. Der Fahrer: ein Mann aus dem Landkreis Miesbach (52). Zur Mittagspause waren viele Münchner aus der Gegend hier unterwegs, um sich einen Snack zu holen oder sich die Beine zu vertreten.

Auch am Häuschen warteten einigen Frauen und Männer auf die nächste Tram der Linie 17, Endstation Sendlinger Tor. Manche blickten aufs Handy, andere auf die Minutenanzeige bis zur nächsten Fahrt stadteinwärts. Doch sechs Personen, die in der Tram mitfahren wollten, kamen nicht dort an, wo sie mittags hinwollten.

Unfallursache ist völlig unklar, offenbar keine politischen oder ideologischen Motive

Am Mittwoch wurden insgesamt sieben Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Unter den Verletzten ist auch die Beifahrerin des 52-jährigen Fahrers, möglicherweise seine Ehefrau. Sie wurde eventuell dadurch verletzt, dass offenbar Metallstreben des Wartehäuschens durch das offene Schiebedach stießen. Die Polizei konnte das bislang nicht bestätigen.

Der Wagen des Mannes ist dem Aussehen nach ein Totalschaden. Der SUV blieb am Ende an dem Mast des Schildes hängen, das die Tramhaltestelle der Linie 17 markiert.

Studentin aus China "noch nicht über den Berg"

Nach Informationen der Polizei vom Donnerstag befindet sich eine 22-jährige Studentin aus China in kritischem Zustand. Ein Polizeisprecher sagte, die Studentin sei "noch nicht über den Berg". Ihr Zustand habe sich über Nacht allerdings leicht verbessert. Die junge Frau kam mit schwersten Kopfverletzungen ins Krankenhaus.

Eine 79 Jahre alte Rentnerin aus München erlitt bei dem Unfall ebenfalls schwere Kopfverletzungen. Sie kam mit einer Hirnblutung ins Krankenhaus und musste ebenfalls notoperiert werden. Ihr Zustand sei stabil, hieß es am Donnerstag im Präsidium.  Ein 44-Jähriger aus dem Landkreis München wird mit einer Verletzung der Schulter und Rippenfrakturen stationär behandelt. Zwei weitere Personen, die etwas abseits des Wartehäuschens standen, kamen mit Prellungen und Schürfwunden davon. Der Zustand der anderen beiden Schwerverletzten ist laut Polizei stabil, sie befinden sich ebenfalls noch im Krankenhaus.

An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren.
An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren. © Daniel von Loeper

Der Unfallhergang ist bislang völlig unklar. Warum der Fahrer plötzlich Richtung Wartehäuschen raste, ist auch am Donnerstag noch ein Rätsel. Die Polizei ermittelt und hat noch keine Erklärungen. Ein medizinischer Notfall, Kontrolle verloren, technischer Defekt? 

Großaufgebot an Rettungskräften wird alarmiert

Nur so viel gab der Sprecher der Polizei preis: "Der Unfall geschah aus dem Fahrgeschehen heraus". Und offenbar deutet derzeit nichts auf eine politische oder ideologische Ursache hin. Klar sei inzwischen nur, dass noch ein zweites Fahrzeug beteiligt gewesen sei. Dabei handele es sich um einen Kleinlaster, der in dieselbe Richtung wie das Auto gefahren sein soll. Ob die beiden Fahrzeuge sich möglicherweise berührt haben und ob der Autofahrer ausweichen wollte, soll laut Sprecher noch geklärt werden. Die Polizei wartet auf das Gutachten eines Unfallanalytikers.

Ein Großaufgebot war am Dienstagnachmittag am Unfallort: Etwa 25 Polizisten waren im Einsatz, dazu unzählige ehrenamtliche Kräfte des Katastrophenschutzes plus etwa 30 Feuerwehrleute. Vier Experten des Kriseninterventionsteams betreuten Augenzeugen sowie den mutmaßlich unverletzten Fahrer, der offenbar völlig unter Schock stand.

Alexandra H., selbstständige Maklerbetreuerin, konnte den Unfall auf der Gegenfahrbahn halb beobachten. Sie stand an der Ampel und wartete stadtauswärts auf Grün. Plötzlich krachte es, die Splitter des Tramhäuschens flogen gegen ihr Auto und schlugen oberflächliche Löcher in ihre Frontscheibe. Sie stand erst mal unter Schock. "Ich dachte mir, hoffentlich explodiert nicht noch etwas", sagt sie. Im ersten Moment habe sie einen Anschlag nicht ganz ausschließen können.

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Auch am Nachmittag waren die Glassplitter des Tramhäuschen noch im Umkreis von 25 Metern zerstreut, bis die Feuerwehr sie wegkehrte. Das Wartehäuschen ist instabil. Geplant wurde noch am Nachmittag, wann und wie man das Häuschen so schnell wie möglich abreißen kann. 

Augenzeugin Alexandra H.: "Alle waren lebendig, hatten die Augen offen, ich war erleichtert"

Die Rettungskräfte und die Polizei seien sehr schnell vor Ort gewesen, "gefühlt nach 20 Sekunden", sagt sie. Als Alexandra H. ausstieg, sah sie eine Frau neben ihrem Auto liegen, eines der Unfallopfer. "Im ersten Moment war ich erleichtert, dass alle offenbar lebendig waren, die Augen offen hatten, sich bewegten", sagt die Frau.

An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren.
An der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerstraße ist ein Auto in das Wartehäuschen einer Trambahn-Haltestelle hineingefahren. © Daniel von Loeper

Später, nachdem die Verletzten versorgt waren, habe sie sich mit anderen Zeugen unterhalten. "Offenbar gab es ein Gerangel um die Fahrspur. Und dann hob es das Auto mit hohem Tempo Richtung Tram-Wartehäuschen", sagt Alexandra H.

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung 

Gegen den 52 Jahre alten Autofahrer werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. In welche Richtung die Vorwürfe bei dem ebenfalls 52 Jahre alten Fahrer des Kleinlasters gehen, konkretisierte die Polizei vorerst nicht. Beide Fahrer sollen bereits ausgesagt haben. Genaue Details dazu nannte der Sprecher nicht. Die Ermittlungen dauern an.

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