Die Münchner Messe erobert die Welt

Zum fünften Mal in Folge legt die Messe München schwarze Zahlen vor: Der Erfolg in der Heimat ermöglicht die Expansion ins Ausland.
München - Erst vor ein paar Tagen ist die chinesische Bauma in Shanghai zu Ende gegangen. Es war mal wieder eine Riesenveranstaltung: mehr Besucher als im vergangenen Jahr, mehr Aussteller, mehr Weltneuheiten. Vor allem zahlungskräftige Russen schauen sich gerne auf dieser Messe um. „Und wir sind mit dabei“, freut sich Eugen Egetenmeir, der bei der Messe München vornehmlich für das internationale Geschäft zuständig ist.
Die Bauma China ist nicht die einzige Messe, die zum globalen Netzwerk der Messe München gehört. Insgesamt hat das Unternehmen im Ausland heuer 18 eigene Messen organisiert – und mit der Indian Lab Expo sogar eine neue Messe komplett aufgekauft.
Die Münchner Messegesellschaft befindet sich also auf einem heftigen Expansionskurs. Zu den Zielmärkten gehören dabei vor allem China, Indien, die Türkei und Südafrika. „Die Messe München ist auf Einkaufstour“, fasste Eugen Egetenmeir gestern bei der Pressekonferenz zum Jahresabschluss die Konzernstrategie zusammen.
Zwischen fünf und 20 Millionen Euro muss man hinlegen, wenn man eine Messe übernehmen möchte. Dabei zahlt man vor allem für die Markenrechte. Bei besonders erfolgreichen Messen wurden auch schon mal hundert Millionen als Kaufpreis aufgerufen, aber solche Summen sind selbst für die Messe München derzeit noch utopisch.
In zwei Jahren will die Messe München 22 Prozent ihres Umsatzes im Ausland machen. Andere Messegesellschaften sind da freilich schon deutlich weiter. Die Messe Frankfurt etwa macht um die 40 Prozent ihres Geschäfts im Ausland. Doch als in den achtziger Jahren der globale Wettlauf einsetzte, war die Messe München gerade mit einer ganz anderen Baustelle beschäftigt, nämlich dem Umzug nach Riem.
Nun ist die Messe München drauf und dran, den Rückstand auf internationalem Parkett aufzuholen. Im Februar fand erstmals unter Münchner Regie die zugekaufte Indian Ceramics in Ahmedabad statt, im April eröffnete die Münchner in Istanbul die Seismic Safety, eine neu gegründete Fachmesse für Erdbebensicherheit. Es waren nicht die einzigen Premieren 2014 – und auch im kommenden Jahr soll es neue Zukäufe geben.
Möglich wird das fröhliche Messe-Shopping durch satte Gewinne in den vergangenen Jahren. Statt von Freistaat und der Stadt über 31 Millionen an zugesagten Zuschüssen abrufen zu müssen, hat die Messe zwischen 2010 und 2014 ein Plus von fast 70 Millionen Euro erwirtschaftet. Und auch dieses Jahr weist die Bilanz wieder einen leichten Gewinn aus.
Grund dafür ist, dass die Messe München deutlich besser läuft als viele andere Messestandorte. Bei 215 Veranstaltungen kamen heuer fast 1,8 Millionen Besucher nach Riem. Bei Kongressen ist München damit in Deutschland hinter Berlin auf Platz zwei, europaweit belegt München einen Platz unter den Top fünf. „Wir wachsen deutlich besser als alle anderen Standorte“, sagt Messe-Chef Klaus Dittrich.
Um drei Prozent an Ausstellungsfläche ist das Messegelände in Riem heuer gewachsen – und wird dies auch weiter tun. Auch neue Messen wird es geben, zum Beispiel eine weitere Ispo im Sommer 2015 – allerdings nicht in München, sondern in Shanghai.