Die Monster des Alltags

Münchner Comic-Szene: Christian Moser und Severin Groebner lassen ihre Comic-Figuren live lebendig werden und den Leuten gefällt das.
von  Abendzeitung
Uaaah! Monstermäßig ist diese Comic-Figur.
Uaaah! Monstermäßig ist diese Comic-Figur. © Christian Moser

Münchner Comic-Szene: Christian Moser und Severin Groebner lassen ihre Comic-Figuren live lebendig werden und den Leuten gefällt das.

"Vergessen Sie Ich, Über-Ich und Erbsünde, Archetypen, Karma und den Teufel – hinter unserem Sein und Tun steckt niemand anders als: Die Monster des Alltags.“ Zu dieser Erkenntnis kommt Christian Moser im Vorwort seines ersten Comic-Buches, das 2001 auf den Markt kam. Zwei Jahre später folgte mit „Die Geheimnisse der Monster des Alltags“ ein zweiter Band.

Und dem Münchner Künstler ist damit nicht nur eine unterhaltsame, sondern auch äußerst lehrreiche Arbeit aus der Feder gesprungen. „Ursprünglich war es ja mehr als Persiflage auf Lebenshilfe-Bücher gedacht. Aber dann haben wir festgestellt, dass es ja eigentlich schon alles stimmt, was wir hier so zusammengetragen haben“, sagt Moser. Das belegen auch Rückmeldungen von Fachleuten. „Es haben sich Psychologen bei mir gemeldet, die mir erzählt haben, dass sie lieber mit meinen Büchern als mit der gängigen Fachliteratur arbeiten“, so Moser. Wenn er von wir spricht, dann meint er damit noch die Designerin Carolin Sonner, mit der er gemeinsam seine Ideen entwickelt. Diesen verleiht Moser dann mit seinem Zeichenstift die individuellen Gesichter.

So verhalten sich Monster

Unzählige menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen haben Moser und Sonner in den beiden Büchern wissenschaftlich untersucht und hinterfragt. Wie beispielsweise „Die Gier“: „Die Gier (lat. aviditad bruta) ist völlig haltlos, dumm und egomanisch. Sie denkt nicht an andere und schon gar nicht an morgen. So lange sie Nachschub an Nahrung bekommt, wird sie niemals aufhören. Sie tritt als Begleiter der Süchte (s. S. 110) auf , kann sich aber auch in Fressattacken manifestieren oder sich auf Geld, Statussymbole und Weiber oder alternde Millionäre stürzen. In jedem Fall ist und bleibt sie wahllos.“ Im weiteren Verlauf erklären die Autoren, mit welchen Kollegen sich die Monster gut vertragen und mit welchen nicht. „Ich habe schon immer gerne Monster gezeichnet. Aber Fantasy wollte ich nie machen“, sagt Moser.

In seinen Büchern kann er seine Leidenschaft nun voll ausleben. Der Carlsen-Verlag veröffentlichte vor kurzem die ersten beiden Bände in einer Neuauflage. Im Herbst soll der dritte Band erscheinen. „Ich bin schon kräftig am recherchieren und arbeiten“, sagt Moser. „Beim ersten Band habe ich eigentlich schon gedacht, dass ich das Thema ausreichend abgehandelt habe“, sagt er. Ein Irrtum.

So wird die Nummer noch authentischer

Denn wie bereits der zweite Band zeigte, ist die Menschheit von vielen Monstern befallen, die man auf den ersten Blick als solche gar nicht wahrnimmt. Wie etwa „Die Niedlichkeit“ oder „Die Romantik“. Ein Monster im zweiten Band ist auch „Die Vergesslichkeit“. Eine der Lieblingsfiguren von Severin Groebner. „Darauf muss ich mich am wenigsten vorbereiten und dadurch wir die Nummer ja noch authentischer“, sagt er.

Mit dem Wiener Kabarettisten entwickelte Christian Moser 2002 die Idee, seine Monster auch auf die Bühne zu bringen. Und zwar nicht nur in einer Lesung, sondern in einem richtigen Programm. Während der Wissenschaftler Moser den Besuchern das Monster-Phänomen theoretisch erklärt, gibt Groebner einen Menschen, der von unterschiedlichen Monstern befallen ist. „Ganz gerne spiele ich die Inkonsequenz. Die passt zu mir“, scherzt Groebner. Und am Ende lässt er alle einzelnen Monster noch einmal für eine große Party zusammenkommen. „Das Schöne an diesem Programm ist, dass ich alle meine schlechten Eigenschaften voll auf der Bühne ausleben kann“, sagt Groebner. „Und den Leuten gefällt es auch noch.“

Georg Kleesattel

Christian Moser und Severin Groebner sind mit ihrem Programm „Die Monster des Alltags“ Donnerstag und Freitag im Vereinsheim, Occamstraße 8. Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 12 Euro,

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