Die Lizenz zum Bohren
Die Münchner Stadtwerke investieren rund 600 Millionen Euro, um beim Gas unabhängig von den Russen zu werden – die Produktion läuft an. Schon 2014 sollen die Heizkunden nur noch "Münchner Gas" verbrennen.
MÜNCHEN/OSLO Die Rolle des „reinen Tankstellen-Pächters“ liegt Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser überhaupt nicht. Er will nicht tatenlos zuschauen, wie Öl- und Erdgasmultis nach Belieben die Preise und Fördermengen diktieren. Deswegen haben sich die SWM ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2014 wollen sie als ersten deutsches Energieversorgungsunternehmen alle Heizgas-Kunden mit eigenem Brennstoff versorgen.
„Besser kann’s gar nicht laufen.“ So beschreibt Mühlhäuser die bisherige Arbeit der Bayerngas Norge, an der die SWM zu gut 60 Prozent beteiligt sind. Die Firma exploriert, bohrt und fördert in Norwegen, Dänemark und England. Gerade konnte sie einen „grandiosen Erfolg“ verzeichnen: Die Bewerbung um sechs neue Lizenzen war zu 100 Prozent erfolgreich.
Derzeit verfügt Bayerngas Norge mit Sitz in Oslo über mehr als 40 Lizenzen, ein bereits Öl produzierendes Feld und neun Felder, aus denen es noch heuer sprudeln soll. Auch zwei Gasquellen werden heuer noch angezapft. Über einen Zeitraum von 15 Jahren erwarten die Experten ein Fördervolumen von 20 Milliarden Kubikmetern Öl und Gas. 61,4 Prozent davon stehen den Stadtwerken München zu.
Die Stadtwerke wollen schlicht auch Geld verdienen
Zum Vergleich: Pro Jahr verbrauchen die Heizgaskunden der SWM rund 0,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Wenn alles läuft wie geplant, wird das in Kürze echtes „Münchner Gas“ aus Norwegen und der Nordsee sein – und solches aus dem Osten, das gegen die Produktion aus englischen Feldern getauscht wurde.
Rund eine Milliarde Euro wird die Bayerngas Norge bis Ende 2010 investieren. Viel Geld – doch das soll sich laut SWM-Chef Mühlhäuser doppelt auszahlen. Nämlich in einer deutlich verbesserten Versorgungssicherheit unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Ränkespielen in östlichen Staaten und dem Preisdiktat der Erdgas-Opec.
Und zum anderen auch nach Euro und Cent: Die SWM wollen mit Hilfe ihrer dicken Investition schlicht Geld verdienen und einen stabilen Haushalt erreichen, um etwa weiter den Nahverkehr finanzieren zu können: „Das muss insgesamt den Münchner Bürgern zugute kommen“, so Mühlhäuser.
Rudolf Huber
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