Die kleine Post verschwindet

Der gelbe Konzern minimiert sein Filialnetz – auch in München sind zehn Poststellen von der Schließung bedroht. Welche das sind: ein AZ-Überblick.
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In der Postfiliale in der Arnulfstraße herrscht reger Betrieb – wie neun andere Münchner Filialen ist aber auch sie von der Schließung bedroht.
Gregor Feindt In der Postfiliale in der Arnulfstraße herrscht reger Betrieb – wie neun andere Münchner Filialen ist aber auch sie von der Schließung bedroht.

MÜNCHEN - Der gelbe Konzern minimiert sein Filialnetz – auch in München sind zehn Poststellen von der Schließung bedroht. Welche das sind: ein AZ-Überblick.

Kahlschlag bei der Deutschen Post: Von den deutschlandweit 800 Postfilialen sollen bis 2011 rund 700 verschwinden und an private Partner wie Supermärkte oder Bäckereien abgegeben werden – wie die Abendzeitung gestern erfuhr, sind auch in München zehn Filialen über kurz oder lang von der Schließung bedroht.

Insgesamt 39 Postfilialen gibt es in ganz München, zehn ohne, 29 mit Postbank-Center. Die Beschäftigten in den Postbank-Kundencentern können aufatmen, denn in diesem Bereich sind keine Streichungen geplant.

Diese Filialen sind von der Schließung betroffen

Von der möglichen Schließung sind dagegen betroffen: die Filialen in der Arnulfstraße, Thierschstraße, Theresienstraße, Helene-Mayer-Ring, Maria-Probst-Straße, Joseph-Seifried-Straße, Pollingerstraße, Kochelseestraße, Bad Schachener-Straße und Kreillerstraße. Insgesamt arbeiten hier bis zu 50 Angestellte.

„Das ist ein Hammer“, findet Verdi-Sprecher Anton Hirtreiter. Die Nachricht, dass die Post bis 2011 den Großteil aller Poststellen an Privatanbieter vergeben will, traf ihn völlig unerwartet. „Die Auswirkungen werden vor allem auf dem Land zu spüren sein – denn dort gibt es kaum Postbank-Filialen.“

Postsprecher Dieter Nawrath betont: „Keine Poststelle wird ersatzlos gestrichen.“ Zum Beispiel mit Kiosken, Supermärkten oder Bekleidungsgeschäften in der Nähe der Postfilialen sollen Agenturverträge geschlossen werden. Diese Betriebe stellen dann auch die Mitarbeiter, die die Kunden der Post bedienen sollen. „Dafür werden sie extra geschult und bekommen das nötige Rüstzeug“, betont Nawrath.

Kundenfrequenz und Rentabilität auf dem Prüfstand

Doch was soll aus den Mitarbeitern der Filialen werden? „Von den privaten Partnern werden sie nicht beschäftigt“, stellt der Postsprecher klar, „wohin die Mitarbeiter kommen, wird von Fall zu Fall individuell entschieden“. Er könne sich aber vorstellen, dass sie zum Beispiel in einem Postbank-Finanzcenter arbeiten können.

Die Aufregung der Postler kann Nawrath nicht nachvollziehen: „Wir praktizieren dieses System seit vielen Jahren, und es funktioniert.“ Noch vor gut zehn Jahren gab es in ganz München 80 Postfilialen. „Im Laufe der nächsten drei Jahre werden die zehn Filialen ohne Bankschalter auf Kundenfrequenz und Rentabilität überprüft.“ Wie viele Filialen müssen dann dichtmachen? „Vielleicht bleibt keine – oder auch alle“, sagt Nawrath. Doch daran mag Verdi-Sprecher Hirtreiter nicht so recht glauben.

Erschwerend kommt für Hirtreiter dazu: „Am 31. März läuft der Vertrag zum Kündigungsschutz aus, in den kommenden Tagen wird darüber neu verhandelt.“

Die Chancen, dass der Vertrag verlängert wird, hält der Münchner Post-Betriebsrat Martin Schnötzel für gering: „Daran hat die Post doch kein Interesse.“ Er vermutet: „Wahrscheinlich stimmt die Post nur dann einer Verlängerung des Kündigungsschutzes zu, wenn sich die Angestellten auf eine längere Arbeitszeit einlassen. Doch dann würden noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen, und das wollen wir nicht.“ Kippt die Verlängerung, können Postangestellte einfach entlassen werden – zum Beispiel im Rahmen einer Betriebsschließung. Und die sind für die Post ja längst beschlossene Sache.

Christoph Landsgesell

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