Die Kinder vom Arnulfpark: Wir brauchen einen Hort!

MÜNCHEN - Seifenblasen als Protest: Die Eltern der Kinder vom Arnulfpark brauchen dringend Betreuungsmöglichkeiten. Es gibt weder eine Schule, noch einen Hort.
Ihr Studium endlich beenden zu können, der Traum scheint für Albena Nunez zu platzen. „Wenn ich bis Herbst keinen Hortplatz für meinen Sohn Colin finde, muss ich aufhören zu studieren“, sagt die gebürtige Bulgarin. Mit einigen anderen ebenfalls betroffenen Familien hat Nunez am Freitag protestiert – indem sie Seifenblasen in die Luft gepustet hat. Jede steht für einen Traum, der aufgrund des schlechten Betreuungsangebots im nigelnagelneuen Arnulfpark platzen könnte.
„Wir haben weder eine Schule noch einen Hort“, sagt Nunez. „Und das, wo die Stadt vor fünf Jahren das Wohngebiet genau damit groß beworben hatte.“ Allein Kindergartenplätze gibt es ausreichend in dem Viertel. Doch die Betreuung endet, sobald die Kinder vom Arnulfpark eingeschult werden. „Für viele Familien sieht es dunkel aus, wenn ein Elternteil seine Arbeit aufgeben muss“, sagt Nunez. Für ihren Sohn Colin, der im September eingeschult wird, gibt es keinen Hortplatz – Nunez wird ihr Studium und ihren Nebenjob als Rezeptionistin in einem Hotel aufgeben müssen. „Ich hoffe, dass wir von der Stadt ein Provisorium bekommen. Sonst weiß ich nicht, was ich machen soll.“
Als der Arnulfpark nahe der Hackerbrücke vor fünf Jahren in München hochgezogen wurde, lockte er vor allem einkommensschwache Familien an: Wohnungen wurden über das München Modell von der Stadt gefördert, zudem sollten eine Schule, ein Hort und Kindergärten gebaut werden. „Die meisten Kinder haben einen Migrationshintergrund“, sagt auch Albena Nunez. „Wie kann man diese Kinder besser fördern, als ihnen eine umfassende Betreuung an zu bieten?“ Die Grundschule soll bis 2012 fertig werden. Derzeit sind die Kinder in zwei Containern untergebracht – eine Notlösung, die auf Dauer nicht haltbar ist, meint Nunez. Viele Eltern überlegen bereits, ob sie aus den von der Stadt geförderten Eigentumswohnungen wieder ausziehen sollen. Nunez möchte bleiben. „Uns gefällt es im Arnulfpark. Aber es gibt Familien, die bereit sind, Betreuungsplätzen hinterherzuziehen.“ Denn was nutzt die günstige Miete, wenn die Eltern nicht in die Arbeit gehen können.
Anne Kathrin Koophamel