Die Guillotine öffentlich zeigen? Pro und Kontra

Die AZ-Redakteure Rudolf Huber und Adrian Prechtel zur Diskussion über das wieder gefundene Fallbeil von Stadelheim.
von  Rudolf Huber/Adrian Prechtel
Die Guillotine, mit der die Geschwister Scholl ermordet wurden. Sie lagert im Depot des Bayerischen Nationalmuseums. Der großen Öffentlichkeit war dies bislang jedoch nicht bekannt. Inzwischen gibt es nach Museumsangaben Überlegungen, die Guillotine auszustellen.
Die Guillotine, mit der die Geschwister Scholl ermordet wurden. Sie lagert im Depot des Bayerischen Nationalmuseums. Der großen Öffentlichkeit war dies bislang jedoch nicht bekannt. Inzwischen gibt es nach Museumsangaben Überlegungen, die Guillotine auszustellen. © Walter Haberland

PRO von Rudolf Huber:

Schon klar: Der bisher einzige öffentliche Auftritt der Guillotine aus Stadelheim war an Ignoranz und Unsensibilität nicht zu überbieten. Das Tötungs-Instrument wurde vor Jahren bei einer Karl-Valentin-Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt – mit nett drapierten Stoffpuppen.

Aber so einen Ausreißer aus Unwissenheit über die grausame Vergangenheit des Mord-Geräts wird es nie mehr geben. Seit dem Wochenende ist allen Beteiligten klar, worum es geht. Und alle sprechen von „Sensibilität“. Wäre es sensibel, das blutbesudelte Trumm einfach wieder ins Depot zu stecken? Das würde zwar zum jahrzehntelangen Umgang mit NS-Überresten in München passen: abreißen oder entsorgen. Eine Lösung ist aber nicht.

Also: Wohin damit? Das künftige NS-Dokumentationszentrum ist der ideale Ort. Das Fallbeil repräsentiert geradezu perfekt, wozu Hitler und seine Schergen fähig waren. Und an Sensibilität wird es den Museums-Machern bestimmt nicht mangeln.

Lesen Sie hier: Die Guillotine, mit der die Geschwister Scholl hingerichtet wurden. Grusel-Effekt oder Aufklärung?

KONTRA von Adrian Prechtel:

Reine Gruselobjekte haben in einer historischen Ausstellung nichts verloren. Sie sind auf eine perverse Art attraktiv und befriedigen vor allem Schauer und Schaulust. So haben sie mit der Aufgabe von Museen oder Gedenkstätten nichts zu tun: erinnern, mahnen, aufklären – und das mit Respekt vor den Opfern von Gewaltherrschaft und barbarischer Justiz. Dazu braucht es auch keine Guillotine, um für Besucher interessant zu sein.

Jedes Kind weiß, wie sie funktioniert. Es geht deshalb auch nicht um größere Anschaulichkeit. Diese kann man mit vielen Mitteln erreichen. Bilder, Originaltexte, Filmausschnitte, oft auch künstlerische Verarbeitungen setzen auf Denken und Einfühlen statt auf Sensation.

Man sollte daher die Guillotine nicht öffentlich zeigen. Und eigentlich spricht auch nichts dagegen, die blutbesudelte historische Guillotine einfach zu verschrotten. Ihr historischer Wert, um aufzuklären, was alles Grausames wie und warum passiert ist, ist null.

 

 

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