Die Grünen wollen auf den OB-Sessel
München - Darf’s ein bisserl mehr sein? „Historisch!“, „Phänomenal!“, „Triumph!“ Nach den Erdrutschsiegen im Ländle und in der Pfalz schwappt die Stimmung bei den Münchner Grünen über. Bescheidenheit ist fehl am Platz. Jetzt scheint alles möglich.
„Ein grüner Oberbürgermeister in München ist machbar“, sagt
der Münchner Grünen-Chef Nikolaus Hoenning der AZ – freilich erst nach der Ära Ude. Hat dann aber gleich wieder ein bisserl Angst vor der eigenen Courage: „Natürlich sind die Wahlen eine Zäsur, aber ich will sachlich bleiben.“ Die Wahlergebnisse helfen, meint er, „auch in München 2014 auf Augenhöhe anzutreten“. Mehr will er dann doch nicht mehr sagen.
Zuvor war auf der Stadtversammlung der Grünen in der Pasinger Fabrik die Freude über die Ergebnisse der Landtagswahlen groß – nicht riesig. Ausgelassener Jubel? Nicht mit Hoenning. Der Grünen-Chef streift kurz den „tollen Erfolg vom Wochenende“. Acht Sekunden später ist alles vorbei. „Kommen wir zu Tagesordnungspunkt zwei.“
Weniger verhalten gibt sich Margarete Bause. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag sieht die ganze Politik auf den Kopf gestellt. „Die Wahlen vom Wochenende waren ein richtiger Umsturz, ein Turbo für die ganze Politik“, ist sie sich sicher. „So gesehen ist unser Verhalten heute Abend der Größe der Ereignisse nicht angemessen", sagt sie, lacht und widmet sich ihrer Apfelschorle.
Während vorne der Integrationsbericht vorgetragen wird, stehen Florian Wilsch (18) und René Bernard (21) von der Grünen Jugend hinten in der Nähe der Bar – und Freude sich eben zu zweit.
Der erste Eindruck in der Pasinger Fabrik täuscht also. Die begeisterten Grünen glauben, auch in München die bestimmende Kraft werden zu können – auch wenn sie ihre Euphorie nicht so zeigen können. Sollte es aber tatsächlich klappen, klappt’s auch mit der Jubel-Stimmung. Ganz sicher.
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