Die Gruben-Retter: „Ihr seid anständige Kerle!“

HOHENBRUNN/RIEMERLING - Er wäre elediglich erstickt: Bauarbeiter Franz F. (56), der letzte Woche in einer Grube verschüttet wurde, bedankt sich bei seinen Rettern - ein Wiedersehen unter fröhlicheren Umständen
Die Baustelle ist verschwunden, die Asphaltdecke frisch geteert. Als sich die drei Männer am Mittwoch in der Rudolf-Diesel-Straße in Riemerling bei Hohenbrunn trafen, erinnerte fast nichts mehr an die dramatische Rettung vor acht Tagen. An dieser Stelle wurde Schweißer Franz F. (56) in einer zwei Meter tiefen, ungesicherten Baugrube von Kies und Erde fast komplett verschüttet. Nur sein linker Fuß und eine Hand sahen noch heraus. Hätten ihn die Passanten Peter H. (50) und Bernd G. (21) nicht mit bloßen Händen ausgegraben - der Bauarbeiter wäre elendig erstickt.
Es war ein fröhliches Wiedersehen. Franz F. hat schon einiges erlebt. Seit 38 Jahren arbeitet er auf dem Bau - körperliche Schwerstarbeit. Vor ein paar Jahren bekam er Stimmband-Krebs. Er hat’s überstanden, nur seine krächzende Stimme zeugt noch davon. Auch daran dachte Franz F., als er da unten lag. Um ihn herum war alles schwarz, die Luft wurde knapp. „Ich dachte, das Karzinom hab’ ich überstanden und nun verreck’ ich da unten.“ Er verlor das Bewusstsein. Doch dann sah er Schuhe - die Schuhe von Peter H. Der 50-Jährige grub einen Tunnel zum Gesicht des Verschütteten. Der Maschinenbediener hatte die leisen Hilferufe gehört - und war sofort zu Franz F. in die Grube geklettert. Auch Fahrer Bernd G. von der Arwe Service kam zufällig vorbei und half sofort. Er stemmte sich über eine Stunde lang gegen die nachrutschende Erde.
Franz F. bedankte sich sehr bei seinen Rettern. „Ihr seid anständige Kerle - einer wie der andere!“, sagte er. „ Ich hab’ schon ein paar Leben verbraucht. Selbst, wenn ich eine Katze wäre, müsste ich langsam aufpassen.“
Seit Montag arbeitet Franz F. schon wieder auf dem Bau. Gegraust hat ihm nicht, als er wieder in eine Grube stieg. „Ich empfand nur Dankbarkeit und Freude. Freude, dass ich lebe!“
Nina Job