Die erste Bank schafft das Bargeld ab: Was Münchner Kunden jetzt machen können

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Seit 15 Jahren ist Stefan Reng Kunde bei der österreichischen Oberbank in Unterschleißheim in der Alleestraße 13. Der 63-Jährige betreibt ein Immobilienbüro, er und seine Familie haben sowohl privat als auch geschäftlich Konten bei der Bank. Bisher haben sie regelmäßig Geld an der Kasse der Filiale und am EC-Automaten abgehoben. Doch das ist nun plötzlich nicht mehr möglich.

In seiner Bank hängt – wie in anderen Filialen des Geldinstituts – ein Aushang: "Sehr geehrte Kundinnen und Kunden, wir möchten Sie darüber informieren, dass der Bargeldverkehr in unserer Filiale – einschließlich der Nutzung des Geldautomaten – ab dem 31.8.2025 eingestellt wird." Dies bedeute, dass Ein- und Auszahlungen von Bargeld vor Ort nicht mehr möglich seien. "Der Geldautomat wird außer Betrieb genommen und abgebaut", steht auf dem Zettel.
Stefan Reng ist empört. "Was nützt mir eine Bank, wenn ich nicht an mein Geld komme?" Die Bank habe es nicht einmal für nötig gehalten, ihn persönlich oder per Brief zu informieren.
Auch in der Filiale am Oskar-von-Miller-Ring in München stehen am Montag (1. September) fassungslose Kunden. Kiara (19) und Christoph (21) wollten Geld abheben – nicht mehr möglich. Der Geldautomat ist überklebt und dauerhaft außer Betrieb. "Wir sind Kunden bei dieser Bank. Das ist schon merkwürdig. Ich habe keine Ahnung, warum die Bank so etwas macht", sagt Christoph.

"Oberbank – Nicht wie jede Bank", mit diesem Slogan wirbt das Geldinstitut, das seinen Sitz im österreichischen Linz hat. Allein in Süddeutschland hat die Bank 16 Filialen mit 131 Mitarbeitern, teilte eine Sprecherin der AZ auf Anfrage mit. In Bayern gibt es unter anderem Filialen in Freising, Ottobrunn, Wolfratshausen, Germering, Memmingen, Landshut, Rosenheim, Regensburg und Straubing. Außer in Österreich ist die Bank zudem in der Slowakei, Tschechien und Ungarn vertreten. Zur Anzahl der Kunden will die Sprecherin der Oberbank keine Angaben machen.


"Nicht wie jede Bank": Für Stefan Reng ist der Oberbank-Slogan nicht mehr positiv besetzt. "Wie sollten Ältere nun noch an Bargeld kommen und ihre Bankgeschäfte erledigen? Es gibt viele, die keinen PC haben!" Auch die Öffnungszeiten wurden in der Filiale in Unterschleißheim drastisch reduziert: Sie ist nur noch am Dienstag und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Sich als Kunde einen Kontoauszug ausdrucken, geht auch nicht mehr in den Oberbank-Filialen. Sie wurden ebenfalls alle abgebaut – und zwar schon 2022 in allen Filialen, wie die Banksprecherin der AZ mitteilt.
Laut Aushang in den Filialen könnten sich die Kundinnen und Kunden der Bank "über Supermärkte oder benachbarte Geldautomaten" mit Bargeld versorgen. Keine Rede ist davon, dass bei anderen Geldinstituten meist Gebühren fällig werden, wenn Fremdkunden Geld abheben. Und im Supermarkt muss man erst mal einkaufen, um an der Kasse Geld abheben zu können.

Die Oberbank begründet die Einstellung des Bargeldverkehrs in ihren Filialen damit, dass sie auf das "geänderte Kundenverhalten" reagiere. "Wir verzeichnen seit Jahren einen starken Rückgang von Bargeldtransaktionen, einfache Bankdienstleistungen erledigen unsere Kund:innen fast ausschließlich digital." Die Bank setze ihren Schwerpunkt auf Beratung. "Unser klarer Fokus in Deutschland richtet sich auf das Firmenkundengeschäft und das Private Banking. Der Bargeldverkehr wurde daher in allen Oberbank Geschäftsstellen eingestellt." Die Kunden hätten von den Kundenberatern persönlich informiert werden sollen, zudem sei die Änderung schriftlich auf dem Kontoauszug und per Aushang angekündigt worden.
Stefan Reng zieht seine Konsequenzen aus den Änderungen. Er hat bereits neue Konten bei einer anderen Bank eröffnet und will nicht länger Kunde bei der Oberbank sein. Er findet: "Dieses Geldinstitut sollte die Bezeichnung Bank nicht mehr im Namen tragen dürfen."
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