Die Clubber von morgen
Schnuller-Alarm in der Nobeldisco: Das 8 Seasons in der Maximilianstraße ist fest in Kinderhand – beim ersten „Vip-Kid-Club“ der Stadt – im Nobelclub steigt jetzt auch eine Kinderdisco.
MÜNCHEN Gegen 14 Uhr trudeln die ersten Gäste ein. Mamas und Papas mit den Partygängern von morgen. Oder besser übermorgen: Das Mindestalter, um bei der Disco-Party hereingelassen zu werden, liegt bei gerade einmal sechs Monaten.
Beim Einlass lernen die Kleinen gleich, dass so ein Disco-Besuch ins Geld gehen kann: Zehn Euro Eintritt kostet die Party pro Kind. Dafür dürfen die Eltern umsonst mit rein.
Blümchen- oder Löwen-Schmuck
Dort, wo das Münchner Szenevolk sonst um möglichst lässige Tanzschritte bemüht ist, tapst jetzt die kleine Vanessa umher. Mit Begeisterung versucht die Zweijährige, Luftballons zum Platzen zu bringen. „Ich war früher selbst eine Disco-Mieze“, gesteht die Mutter Gabi Kalka – und freut sich mit ihrem Sprössling. Auf der kleinen Empore daneben lassen sich ein paar Kinder noch das richtige Make-up für die Party verpassen: Blümchen- oder Löwen-Schmuck.
Annalena (7) und Johanna (5) haben sich zwei Barhocker erobert. Sie nippen an ihren Softdrinks und singen mit, als „Schnappi“ gespielt wird. Auch der Text zu „Auf, der Mauer, auf der Lauer“ sitzt. Der DJ scheint den Geschmack der beiden Cousinen zu treffen – obwohl die Kinder-Party für ihn selbst Neuland ist. „Ich habe stundenlang dagesessen und auf alle Texte geachtet, damit ja nichts Anrüchiges dabei ist“, erklärt DJ Steve. Jetzt stehen klassische Kinderlieder, aber auch Abba oder Nena auf der Playlist.
„Zu kindisch“, findet ein elfjähriger Bub, und schiebt sich lieber seinen iPod-Stöpsel ins Ohr. Er gehört eigentlich auch gar nicht mehr zur Zielgruppe. Die Party ist eben nur für Kinder bis maximal zehn Jahre.
In New York bereits große Mode
Die Bässe im 8Seasons wummern freilich nicht so laut wie sonst. 60 Dezibel, dann ist Schluss. In manchen Discos wird es abends mehr als doppelt so laut. „Das Ganze ist mehr wie ein Happening“, erklärt Mitveranstalter Paul Vermeulen – selbst Papa von zwei Kindern. In New York sei die Club-Sause für Kinder groß in Mode. „Baby loves dance“, heißen die Veranstaltungen dort.
Doch hier stößt das Konzept noch auf einige Skepsis, wie ein Blick ins Internetforum „eltern.de“ zeigt. „Jetzt brauchen wir nur noch die Lücke zwischen Baby- und Teenie-Discos zu schließen, und dann kann vom Krabbelalter über Ü30-Partys bis zum Musikantenstadl durchgemacht werden“, schreibt ein kritischer Internetnutzer.
Bei der Schnuller-Disco scheint übrigens dieselbe Ausgeh-Regel zu gelten wie bei den Großen: Ja nicht unter den ersten Gästen sein! In den weißen Lounge-Sofas auf der schicken Clubterrasse lümmeln sich die Gäste. Nicht nur die Kleinen haben sich in Schale geworfen. Auch die Mütter haben sich ausgehfein gemacht. „Es ist doch besser, die Kinder sind hier, als wenn sie vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen“, meint Olga Taner. Worte, an die ihre Tochter Suna (9) sie vielleicht noch einmal erinnern wird. Wenn sie 15 ist.
Julia Lenders
Der nächste Vip-Kids-Club im 8 Seasons: Am Sonntag, 7. September, 14-19 Uhr
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