Die AZ mit Dieter Reiter auf der Innenstadt-IAA – wie Münchens OB auf Kritik reagiert
München — Natürlich wählt Oberbürgermeister Dieter Reiter rot. Schließlich war schon seit Vater SPD-Mitglied. Reiter steht vor einem Bildschirm, auf dem er mit einem Klick die Farbe des Autos vor ihm bestimmen kann.
Eine Idee von BMW, wie eines Tages Autos aussehen könnten. Zuerst ist das Auto weiß, dann wird es immer röter. Eine ganz bescheidene Farbwahl sei das, meint der BMW-Mitarbeiter, der Reiter über den Stand des Konzerns am Max-Joseph-Platz führt. "Bescheiden? Naja", antwortet der OB.
Bescheiden ist für die Automesse IAA, die gerade mit ihren Pavillons viele prominente Plätze in München einnimmt, tatsächlich das falsche Wort. BMW hat auf dem Max-Joseph-Platz so große Bildschirme aufgestellt, dass so manches Kino neidisch werden könnte. Der Pavillon hat zwei Ebenen, oben gibt es gratis Kaffee und gratis Wasser, ab dem Nachmittag spielen DJs. Und achja, aporpos Neid: Auch Reiters Dienstwagen kann man sich dort anschauen. Theoretisch könnte Reiter darin auf der Rückbank Filme gucken. Aber er schaut darin bloß manchmal Nachrichten, sagt er. Das Auto wollte er übrigens ohne Sonderausstattung, meint er. Aber das wollte BMW nicht. Ein ganz bescheidener OB eben.
Nach Kritik an IAA in München: Reiter sieht heuer " nur grinsende Gesichter"
Doch zurück zum Thema: Bei der letzten IAA 2021 hatte es an den Open Spaces, wie die IAA die Messestände im öffentlichen Raum nennt, auch Kritik gegeben. Für zu massiv hielten die Aufbauten viele. Die Chefs der Münchner Messe und Organisatoren der IAA führten Reiter am Mittwochnachmittag über die Open Spaces in der Innenstadt, die AZ war dabei und fragte nach: Ist es heuer besser?
"Ich sehe nur grinsende, neugierige Gesichter", sagt Reiter. Und keine "angry Leute".
Der Bund Naturschutz demonstriert: Die IAA sei nicht zeitgemäß
Einen Tag später, am Donnerstagmittag hätte er die auf dem Odeonsplatz sehen können. Dort versammelte sich der Bund Naturschutz, um gegen die IAA zu demonstrieren. Auch einen offenen Brief schrieben die Naturschützer und zehn weitere Organisationen an Reiter. Sie finden es falsch, dass "die Innenstadt wird zur Werbetafel für den Ressourcen verschwendenden Individualverkehr" wird — "und das in Zeiten des Klimakollapses". Katharina Horn vom Bund Naturschutz nennt die Aufbauten "obszön". Und, dass heuer auf dem Odeonsplatz ein Sandkasten und Pflanzen stehen statt der Messestand eines Autobauers sei zwar nett, aber unterm Strich bleibe es eine "Green-Washing-Maßnahme" schließlich bekomme die Autobranche viel mehr Platz. Sie fordert deshalb: 2025 muss die IAA in der Messe bleiben.
Oberbürgermeister Reiter sieht die IAA als Erfolgsprojekt
"Ich fühle mich nicht schlecht", kommentiert Reiter das Schreiben. Mit der IAA gebe es Verträge. "Und ich gehe davon aus, dass es auch 2025 keine Abstriche geben wird." Also wieder Open Spaces in einem ähnlichen Rahmen. Außerdem weist Reiter daraufhin: Zwei Tage lang konnten Menschen auf dem Mobilitätskongress mit einander diskutieren, auf dem Marienplatz steht ein Citizen Lab, wo sich die Bürger ebenfalls austauschen sollen. "Ich halte die IAA für ein Erfolgsprojekt", sagt Reiter.
"Leute, die sich beschweren, wird es immer geben" — so reagiert Reiter auf die Kritik
Dann wird er weitergeführt, hinein in den Innenhof der Residenz, wo Mercedes seinen Stand, einen riesigen roten Kubus, eingepackt in ein rotes Stahlgerüst, aufgebaut hat. Wegen des Mercedes-Stands habe er 2021 jede Menge Fan-Post bekommen, sagt Reiter und meint das ironisch. Damals stand der Pavillon vor der Feldherrenhalle, einige störten sich an den Dimensionen. Diesmal habe er sich die Entwürfe vorher zeigen lassen, sagt Reiter. Ob er meint, dass es heuer wieder Kritik gibt? "Leute, die sich beschweren", meint er, "wird es immer geben." Christina Hertel
Er sehe nur grinsende Gesichter, sagt OB Dieter Reiter bei einem Rundgang über die Open Spaces. 2025 soll es wieder so werden. Doch es gibt es auch Kritik
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