Die Aldi-Semmel: frisch, billig und am laufenden Band
MÜNCHEN - Der Discounter bekommt jetzt auch in Bayern einen eigenen Backautomaten. Damit macht Aldi den Bäckern Konkurrenz - besonders weil in München die Semmeln am teuersten sind.
Für die traditionellen Bäcker wird es bald noch mehr Konkurrenz geben. Aldi-Süd plant, nach Informationen von Filialmitarbeitern, in manchen seiner Münchner Supermärkte, Backautomaten zu installieren - und das noch in diesem Jahr.
Der Discounter hat im Frühjahr beschlossen, alle 1740 Filialen mit dem Brotofen auszurüsten. In Nürnberg und anderen bayerischen Städten sind die Automaten schon in Betrieb. Aldi ist damit nach Lidl und Penny der letzte Discounter, der Backstationen einrichtet.
Der Ofen ähnelt einem Cola-Automat
Wie reagiert das Backhandwerk auf die verschärfte Konkurrenz? „Mich erinnert das Gerät eher an einen Cola-Automaten“, sagt Obermeister Heinz Hoffmann, Vorsitzender Bäcker-Innung München. Mit Handwerk und Brotkultur habe das nichts zu tun. Der Backautomat, den Aldi in mehrjährigen Tests entwickelte, wird zwei mal am Tag mit Teiglingen befüllt. Auf Knopfdruck fällt das aufgebackene Brot oder die Semmel in einen Schacht, dem der Kunde das Brot entnimmt. Zu sehen ist der Aufbackprozess nicht.
Hoffmann: „In einer traditionellen Bäckerei ist alles transparent, der Kunde kann sehen, wie gearbeitet wird. Außerdem verwenden wir unseren eigenen Sauerteig und Produkte aus der Region.“ Das bietet Aldi nicht. Aber die Discount-Semmel hat einen entscheidenden Vorteil: „Bei Aldi kostet sie die Hälfte“, sagt Heinz Hoffmann, der eine Bäckerei am Willibaldplatz betreibt und die Semmel für 30 Cent anbietet. Wenn es um Geld geht, hören beim Kunden die guten Vorsätze auf.
Deutschlandweit sind Münchens Semmeln am teuersten
Im Deutschlandvergleich sind die Semmeln in München am teuersten. Sie kosten im Durchschnitt 33 Cent. Das fand eine Studie der TU-Dortmund im Auftrag des Discounters Backwerk heraus. Nürnberg liegt mit 28 Cent im Mittelfeld. Die billigsten Brötchen gibt es mit 23 Cent in Leipzig. Als Gründe für die Münchner Preise nennt die Studie die hohen Produktionskosten. Und die geringe Konkurrenz für die großen Ketten. Die Folge: Im Jahr 2000 gab es in München noch 113 backende Betriebe, heute sind es 75. Der Marktanteil der Discountbackwaren stieg derweil auf 18 Prozent.
reu
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