Diätwunder: Von 180 auf 80 Kilo

Binnen drei Jahren hat Ortrud Leiner wieder Normalgewicht erreicht – das Laufen ist heute ihre Philosophie, bald will sie zum Ironman
von  Abendzeitung
Training mit Profi Faris A-Sultan
Training mit Profi Faris A-Sultan © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Binnen drei Jahren hat Ortrud Leiner wieder Normalgewicht erreicht – das Laufen ist heute ihre Philosophie, bald will sie zum Ironman

Mit welchen Worten der Jugendliche sie beleidigt hat, weiß Ortrud Leiner nicht mehr genau. „Fette Sau“ wird es wohl gewesen sein. Und er hat sie angespuckt. Dieses Erlebnis, das hat sie bis heute nicht vergessen.

Knapp 180 Kilo wog Ortrud damals. Ständig war sie mitleidigen oder angewiderten Blicken ausgesetzt. An den Strand traute sie sich nur in langer Hose – Größe 60. Heute trägt die 42-Jährige am liebsten Sportklamotten und trainiert täglich für ihren Traum, am New York Marathon teilzunehmen. Sie hat in nur drei Jahren 100 Kilo abgenommen. Das Laufen ist für sie zu einer Lebensphilosophie geworden.

Das war nicht immer so: „Im Büro hab ich oft Süßigkeiten in mich reingefuttert, die Abende hab ich auf der Couch verbracht.“ Nach und nach ist aus dem einst schlanken und sportlichen Mädchen eine 180 Kilo-Frau geworden. Eine, vor der Kollegen auf dem Gang ausweichen mussten und die für Gartenmöbel zu schwer war: „Diese Feier werde ich nie vergessen“, erzählt Ortrud, „plötzlich gibt der Stuhl unter mir nach, splittert und ich sitze auf dem Boden. Gelacht hat keiner. Meine Freunde haben gemerkt, wie weh mir das tut.“ Nach dem Erlebnis mit dem „berühmten Stuhl“, wie Ortrud heute schmunzelnd sagt, ist für sie das Maß voll. Solche Demütigungen will sie nicht mehr ertragen müssen.

Sie streicht Zucker und Weißmehl von ihrem Speiseplan, wird Mitglied im Fitness-Center. Anfangs geht sie nur morgens vor der Arbeit, „da sind die Duschen leerer“. Sie setzt sich Etappenziele, erst ist es die 169-Kilo-Marke, dann die 139, schließlich die magische 100-Kilo-Grenze. Irgendwann fängt sie an zu joggen. Die „Sisters of Mercy“ und „Bonnie Tyler“ sind ihre Musik-Motivation ihm Ohr. Und sie ist Einzelkämpferin: „Sich auf eine Freundin zu verlassen ist zu gefährlich. Wenn sie mal keine Lust hat, ist das eine willkommene Ausrede.“ Ausflüchte gibt es für Ortrud keine mehr – sie trainiert täglich, auch für Wettkämpfe.

Doch nicht jeder gönnt ihr den Erfolg. „Klar gibt es Neider. Auch meine Familie hat die Verwandlung lange wortlos mitangesehen.“ Einer, der Ortruds Leistung würdigt, ist der Triathlon-Weltmeister Faris Al-Sultan. Als Berufssportler kennt er ihren Kampf gegen den inneren Schweinehund. Ortrud schafft jetzt schon 20 Kilometer am Stück. Wenn Sie den Marathon geknackt hat, hat sie noch einen besonderen Wunsch. „Einmal einen Ironman – das würde ich mir gern zum 45. Geburtstag schenken.“

J. Jauernig

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