Deutschland verweigert afghanischem Minister das Visum
München - Die Münchner Hautärztin Luitgard Wiest hat schon viel erlebt: Für die Hilfsorganisation Cap Anamur war sie unter anderem in Afghanistan und Somalia im Einsatz. Doch nun macht ausgerechnet die deutsche Bürokratie die unerschrockene Frau „fassungslos“, wie sie selbst sagt.
Luitgard Wiest hat die Verantwortlichen der Münchner LMU dafür gewinnen können, beim Wiederaufbau der Universität von Herat (Afghanistan) zu helfen. „Den Medizinstudenten soll ermöglicht werden, dass sie dort in Zukunft auch ihre Facharzt-Ausbildung machen können, was bislang nicht möglich ist“, erklärt sie. „Die Universität von Herat besteht zwar seit dem 11. Jahrhundert. Aber im Moment fehlt es dort an allem: an Lehrern und an Ausstattung.“
Deshalb sollte der Gesundheitsminister der westafghanischen Provinz, Asef Kabir, diese Woche nach München kommen: Um die deutschen Kollegen kennen zu lernen und einen Kooperationsvertrag zu unterschreiben.
Doch Deutschland ließ den Politiker nicht einreisen. Obwohl ein offizielles Einladungsschreiben der LMU vorliegt, das Flugticket bereits gebucht war und er laut Luitgard Wiest auch alle anderen benötigten Dokumente besaß, stellte die Deutsche Botschaft in Kabul Asef Kabir kein Visum aus.
Begründung: „Ihre Absicht, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten auszureisen, konnte nicht festgestellt werden.“
Aus der Diplomaten-Sprache ins Deutsche übersetzt, heißt das: Man befürchtet, der afghanische Politiker könnte in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen.
„Ich bin ganz bestürzt. Es ist mir beinahe peinlich, was hier passiert“, sagt Luitgard Wiest. „Das kann doch nicht unsere Politik sein: Dass wir Hunderttausende willkommen heißen, aber jemanden vor der Tür stehenlassen, der etwas für sein Land tun könnte und dafür, dass die Menschen dort bleiben und nicht mehr fliehen.“
Doch Asef Kabir hat einen prominenten Mitstreiter: Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck hat Kontakt zum Auswärtigen Amt aufgenommen. nk