Deutsches Museum: Jetzt wird richtig gefeiert!
München - Endlich! Das ist zur Zeit das meistgesagte Wort. Es ist ein Befreiungsschlag für uns alle", so fasst es Dagmar Klauer, die Leiterin des Museumsbetriebs zusammen. Nur noch wenige Tage, dann öffnet das Deutsche Museum die nun generalsanierte erste Hälfte des denkmalgeschützten Baus: für die Münchner - und Besucher aus aller Welt.
Mehr als sechs Jahre Baustelle und viele Überraschungen liegen hinter den Museumsmitarbeitern und allen, die an dem Mammutprojekt beteiligt waren. Mit der "größten Neueröffnung seit dem 7. Mai 1925" (Museumsdirektor Wolfgang Heckl) wird das größte Museum für Wissenschaft und Technik auch besser erreichbar: nämlich nun auch von der Corneliusbrücke. Der neue Interims-Haupteingang liegt zwischen Cornelius- und Boschbrücke.
Der humanoide Roboter Nao spricht sogar leidlich bairisch
Die AZ durfte gestern erneut vorab einen Blick in die völlig neu konzipierten Ausstellungen werfen - insgesamt 19 an der Zahl. Nur ein Drittel der mehr als 8.000 Exponate war schon früher mal ausgestellt. Ein Drittel ist extra für die neuen Ausstellungen erworben worden, ein weiteres Drittel ist aus dem Depot ins Museum gewandert.
Die frisch sanierten Räume präsentieren sich zum Großteil luftig, hell und modern, die meisten sind weiß gestrichen. Installation wie Wasserrohre oder Belüftungstechnik an den Decken sind sichtbar geblieben. "Wir wollten zeigen, wie einer der ersten Eisenbetonbauten konstruiert ist", erklärt Dieter Lang, Generalbevollmächtiger Bau.

Die Besucher können sich auf viele Möglichkeiten zum Mitmachen freuen, ausprobieren und experimenten. In der beeindruckenden Robotik-Abteilung beispielsweise können Besucher einen kleinen fahrbaren Roboter über eine gerasterte Fläche steuern. Der kleine weiße Roboter Nao (für den das Museum einen neuen Namen sucht) tanzt und singt auf Zuruf und spricht sogar leidlich bairisch.
In der Optik-Abteilung gibt es ein "mikroskopisches Theater": Winzige Details, seien es die haarigen Beine einer Raubmilbe oder lebende Bärtierchen werden dank konventionellem Lichtmikroskop und hochmodernem Elektronenmikroskop x-fach vergrößert, was die Besucher auf Bildschirmen verfolgen können.
Ju 52 ist zurück im Deutschen Museum
Publikumslieblinge wie die Ju 52 durften nach der Sanierung zurück ins Museum: Zehn Flugzeuge und sechs Hubschrauber hängen oder stehen nun in einer riesigen Halle mit 7.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf mehreren Etagen. Die großen Exponate werden nun in anderen inhaltlichen Zusammenhängen präsentiert. Neu ist zum Beispiel der Fokus auf die Entwicklungsgeschichte mit allen Licht- und Schattenseiten - wie die Luftfahrt im Dritten Reich.
Ein Highlight der Luftfahrt-Ausstellung ist der Flugsimulator DA 42 NG. Die Anlage ist mit einem Original-Cockpit und entsprechender Instrumentierung bestückt. Museumsmitarbeiter werden hier verschiedene Flugmanöver präsentieren.
Eine verhältnismäßig kleine, aber spannende Abteilung ist die Atomphysik. Hier dreht sich alles um den Kern. Ein Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn führt ins Innere des Atoms. Über interaktive Demonstrationen werden Fragen aus der Atom-, Kern- und Teilchenphysik erklärt.
Vom Atomteilchen in die Unendlichkeit: 19 neue Ausstellungen
Vom Kleinen in die Unendlichkeit führt der Rundgang durch die Ausstellung Raumfahrt: Er ist wie eine Reise ins All konzipiert. Die Reise beginnt mit einem Überblick über unser Sonnensystem und den Anfängen der Raketentechnik, führt über die Entwicklung von Raketentriebwerken zur bemannten Raumfahrt samt Weltraumlabor und endet bei Satelliten, Sonden und der sogenannten Fernerkundung.
Zwei Highlights der Ausstellung sind der Raketenschlitten von Max Valier und das wohl allen Münchnern bekannte "Mondauto".

Alles ist neu im neuen Deutschen Museum: auch die Besucherführung - Piktogramme und sogenannte Orientierungstafeln sollen dafür sorgen, dass sich die Besucher nicht verlaufen und immer wissen, wo sie sind. Erklärungen - auch vor den Exponaten - sind außer auf Deutsch nun auch auf Englisch. Bald soll zudem ein digitaler Guide erhältlich sein: als App sowie als Leihgerät. Er soll in vielen Sprachen zusätzliche Infos zu den Exponaten liefern.
Deutsches Museum: Mehr Sitzgelegenheiten und Ruhezonen
Und auch an mehr Verschnaufmöglichkeiten ist im neuen Deutschen Museum gedacht: Es gibt deutlich mehr Sitzgelegenheiten, sowohl in vielen Ausstellungsräumen als auch in Ruhezonen, in denen man nach so viel Input dem Hirn eine Pause gönnen kann.
Und ein Schmankerl wird es für alle Münchner geben, selbst, wenn sie kein Museumsticket haben: In dem frisch sanierten Museumstrakt ist eine neue Gaststätte entstanden: neben der Raumfahrt-Ausstellung mit herrlicher Dachterrasse. Sie hat den schönen Namen "Frau im Mond" nach dem Stummfilmklassiker von Fritz Lang.
Das neue Café-Restaurant lässt sich auch ohne Ticket besuchen, denn es ist direkt über einen Außenaufzug erreichbar. Hier oben kann man künftig morgens frühstücken, nachmittags Kaffee und Kuchen genießen und abends Cocktails schlürfen.
Dabei schaut man auf den Seenot-Rettungskreuzer "Theodor Heuss" im Museumshof - oder auf die Isar bis zu den Alpen.
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