Deutsches Museum in München will Kongresssaal umbauen

Für fünf Jahre sollen Szene-Gastronomie, Club und Veranstaltungsräume ins Erdgeschoß des Kongresssaals einziehen - dann wird groß umgebaut.
Robert Braunmüller |
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Die Museumsinsel mit dem Kongresssaal (re.), dem Bibliotheksbau (Mitte) und dem Hauptgebäude des Deutschen Museums.
Deutsches Museum Die Museumsinsel mit dem Kongresssaal (re.), dem Bibliotheksbau (Mitte) und dem Hauptgebäude des Deutschen Museums.

München - Schön ist der graubraune Klotz aus den späten 1920er Jahren ohnehin nicht. Bis zur Eröffnung der Gasteig-Philharmonie war er Münchens großer Konzertsaal. Später diente er als Kino und Planetarium. Nach verschiedenen Konkursen kaufte ihn das Deutsche Museum zurück.

Seitdem steht der Kongresssaal an der Ludwigsbrücke leer. Er ist kein schöner Anblick, um es vorsichtig zu sagen. Manche halten ihn für das größte städtebauliche Ärgernis dieser Stadt.

In den vergangenen fünf Jahren versetzten die Konzertsaal-Pläne des Freistaats das Museum in Schockstarre: Der Kongresssaal war längere Zeit ein Bauplatz der engeren Wahl. Das empfand man im Museum als schwere Demütigung. Aber man redet dort leider zu wenig öffentlich über die eigenen Interessen, und das seit 2008 angedachte „Forum der Technik“ blieb lange ein wolkiger Masterplan.

Nun soll eine Mischung aus Szene-Gastronomie, Club und Veranstaltungsräumen ins Erdgeschoß des Kongresssaals einziehen. Diese Entscheidung sorgte für Irritation: Hat das über Raumnot klagende Deutsche Museum keine bessere Verwendung für den Bau? An Räumen für das Nachtleben mangelt es in München wirklich nicht. Gibt es keine besseren Ideen als eine Vermietung für Tralala?

Es gibt sie. Aber diese Ideen brauchen Zeit. Und lange Zeit hatten die millionenschwere Sanierung des Haupthauses und die Planungen für ein Depot im Deutschen Museum absolute Priorität.

Die Vermietung des Kongresssaals, so Generaldirektor Wolfgang Heckl, bleibt auf fünf Jahre begrenzt. Das Museum gewinnt damit Zeit: Bis dahin soll ein Konzept für das Zukunftsforum stehen, die Finanzierung gesichert sein und ein Architektenwettbewerb durchgeführt sein. Das ist die langfristige Perspektive. Schon im Sommer sollen die Inhalte, das Raumprogramm und ein Betriebskonzept fertig sein, im Herbst will Heckl seine Pläne von den Gremien des Museums verabschieden lassen.

Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl. Foto: Deutsches Museum

Dieser Entscheidung will der Generaldirektor nicht vorgreifen. Daher wird er vorerst nicht zu konkret. Die Umrisse sind aber klar: Im vorderen Teil der Museumsinsel zwischen der Ludwigsbrücke und dem Haupteingang will sich das Museum auf Zukunftstechnologien fokussieren. Und zwar nicht als klassische Ausstellung, sondern in einem neuen, dialogorientierten Format.

Im neuen „Forum der Technik“ soll über aktuelle technische Fragen debattiert werden: Drohnen, Klonen und selbstfahrende Autos. „Wenn auf der ganzen Welt Handys wie das Samsung Galaxy explodieren, wollen wir spätestens zwei Wochen später hier über die Physik des Akkus diskutieren“ , sagt Heckl mit dem ihm eigenen Enthusiasmus. Und man würde den Defekt nicht nur begreifen, sondern könnte im besten Fall mit dem instandgesetzten Smartphone nach Hause gehen: Heckl kann sich im „Forum der Technik“ auch ein Repair-Café vorstellen, in dem kaputte Haushaltsgeräte wieder zum Laufen gebracht werden – ein Beispiel für die Öffnung des Museums hin zur Stadtgesellschaft.

Derzeit sucht man den Dialog mit externen Experten und Beratern. Heckl hat mit Martin Roth vom Victoria and Albert-Museum gesprochen, aber auch mit einer Gruppe Studenten, die ihm freies Wlan in allen Räumen vorgeschlagen hat. Da wundert man sich dann ein bißchen, dass man im Deutschen Museum nicht längst selbst drauf gekommen ist.

11 Jahre Leerstand - Kongresssaal wird zur Partyzone

Zum Paket „Forum der Technik“ gehört die eine Million Bände umfassende Bibliothek. Sie wird derzeit vor allem von Leuten besucht, die eine Auszeit vom Internet zu schätzen wissen und denen es in der Bayerischen Staatsbibliothek oder Stadtbibliothek zu hipstermäßig digital zugeht. Da ist eine Modernisierung überfällig. Heckl und sein Team blicken nach London und New York. Die Tate Modern oder das Museum of Natural History sind Orte, an denen sich jüngere Leute gern aufhalten. Das „Forum der Technik“ soll eine Lounge für technikaffine Menschen werden. Insofern ist die Club-Nutzung der nächsten Jahre programmatisch gemeint. Und von einer starken Vision wird sich auch der Denkmalschutz zum Umbau des Kongresssaals überzeugen lassen. Und dann könnte, so um 2025 herum, der Schandfleck vielleicht doch zum Schmuckstück werden.

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