Der U-Bahn-Held: Familienvater stoppt Brandstifter
München - Wenn Behzad Monazzahian am U-Bahnhof Innsbrucker Ring aussteigt, schaut der 54-Jährige vorsichtig nach rechts und links auf den Bahnsteig. Das hat einen Grund: Am 10. Juni gegen 17.35 Uhr wollte sich an dieser Stelle ein Mann selber verbrennen.
Hans F. (62, Name geändert) hatte zu diesem Zweck Benzin aus einem mitgebrachten Kanister auf dem Boden der U-Bahn und über seinen Körper geschüttet. Er forderte die Fahrgäste auf, die U5 zu verlassen. Was alle angesichts des Feuerzeugs in seiner Hand auch tunlichst taten. Und zwar so schnell wie möglich.
Alle Fahrgäste? Nein. Behzad Monazzahian tat das Gegenteil. Er ging auf den angetrunkenen Brandstifter zu, versuchte ihn zu stoppen. „Was soll der Unsinn“, habe er ihn gefragt, erinnerte sich der Siemens-Angestellte bei der Verhandlung am Amtsgericht.
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„Willst du auch?“, entgegnete ihm der lebensmüde Mann. Behzad Monazzahian wollte nicht. Jetzt verließ auch er die U-Bahn. Als er sich kurz darauf umdrehte, brannte es bereits.
Hans F. hatte das Benzin entzündet. Staatsanwalt Stefan Vollath, der Bilder der Verpuffung gesehen hat, beschreibt einen „Feuerblitz“. Der Brand war schnell außer Kontrolle des Brandstifters. Mitten in der Rush-Hour. Auch auf dem Bahnsteig brannte es. Vollath: „Da hätte Schlimmes passieren können.“
Behzad Monazzahian reagierte am schnellsten und lief zum nächsten Feuerlöscher. Ein anderer Mann half ihm, das Gerät aus der Verankerung zu lösen und den Brand zu löschen. Der Helfer verschwand.
Aber noch stand der mit Benzin übergossene Hans F. in der U-Bahn. Behzad Monazzahian packte sich den abgestellten Feuerlöscher und sprühte ihn an. Das half. Als wäre er aus einem Traum erwacht, verließ der Brandstifter die U-Bahn, umarmte eine Frau, die den Vorfall gefilmt hatte. Kurz darauf wurde er festgenommen.
Hans F. gibt vor Gericht an, dass er sich eigentlich vor der Arbeitsagentur in Brand stecken wollte. Als Fanal. Der Grund: Er habe bei einer Umschulung trotz hoher Temperaturen das Fenster nicht öffnen dürfen. Mehr Anlass bracht er nicht, wenn er getrunken hat.
Amtsrichterin Alexandra Rothe verurteilte den Alkoholiker gestern zu 30 Monaten Haft und Entziehungsanstalt. Das entsprach dem Antrag des Staatsanwalts – und den Wünschen des Angeklagten. In seinem Letzten Wort sagte Hans F. mit fester Stimme: „Ich will keine Bewährung.“
Für seinen Mandanten sei die Unterbringung besser, erklärte Anwalt Alexander Eckstein. Die Familie sei mit ihm überfordert: „Haar ist die letzte Chance.“
Als Hans T. nach dem Urteilsspruch hinausgeführt wird, nimmt er noch einmal die Hand von Behzad Monazzahian, drückt sie ganz fest: „Vielen Dank.“ Nicht nur für ihn ist der Erdinger Familienvater ein Held.
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