Der Sprayer, den die Bahn bezahlt: Hier wird es in München jetzt bunter

Er war ein illegaler Sprayer, in seiner Jugend. Wie einige andere Street-Art-Künstler auch, hat er später verstanden, dass er mit seiner Kunst Geld verdienen kann: Marcus Dörr aus Offenbach hat für die Bahn bereits eine Business-Lounge am Frankfurter Hauptbahnhof bunt besprüht, Teile der Münchner Allianz Arena bunt gemacht, arbeitet viel in Berlin und Dortmund.
26 Gebäude rund um den Münchner Ostbahnhof
Gerade arbeitet er an der S-Bahn-Stammstrecke: Die Deutsche Bahn hat ihm einen Großauftrag erteilt. 26 Gebäude um den Münchner Ostbahnhof, sollen bunt werden. "Nach dem Motto von Grau zu Wow", sagt ein Bahnsprecher. Die Motive: Münchner Sehenswürdigkeiten und viele Blumen, das hat die Bahn gewünscht.

Frauenkirche, Schloss Nymphenburg, Bavaria, der Chinesische Turm – alles vor der schneebedeckten Kulisse der Alpen – werden 1500 Quadratmeter Wände verzieren. Dazu: Enzian und andere Alpenblumen im Großformat.
"Wer als Tourist über den Ostbahnhof nach München hereinfährt, wird von den Sehenswürdigkeiten empfangen. In meiner Stadt wären wir schon froh, nur einen Bruchteil dieser tollen Sehenswürdigkeiten zu haben", sagt Marcus Dörr.
Das Siegestor ist das Lieblingsmotiv des Offenbachers
Für seine Agentur ist so ein umfangreicher Auftrag außergewöhnlich. "Mir gefällt besonders das Motiv Siegestor. Ein Nebeneffekt der farbigen Bilder ist, dass gute Kunst respektiert wird", so Dörr.

Dass die besprühten Flächen gemieden werden von illegalen Sprayern, das erhofft sich die Deutsche Bahn: "Wir wollen Graffiti-Vandalismus minimieren. Trafo-Stationen sind ja nur beige Klötze. Bilder von Eisbach und Blumen sollen den Alltag bunter machen und Freude schenken", so ein Bahnsprecher.
Doch wirken diese Heimat-Motive nicht wie Lüftlmalerei? Ist das Kitsch? Künstler Marcus Dörr sagt: "Natürlich gäbe es andere Motive. Doch jeder gewinnt, finde ich. Wenn man 1000 Leute fragt, gibt es 1000 Antworten."