Der Schein trügt: Ärger am Automaten
MÜNCHEN - Ärger mit Automaten – das scheint in München zum Pendler-Schicksal zu gehören. Doch was Gregor T. vor wenigen Tagen erlebte, brächte selbst den geduldigsten Nahverkehrs-Nutzer auf die Palme.
Am Kolumbusplatz wollte der Münchner eine Tageskarte fürs Gesamtnetz kaufen. Zehn Euro kostet das Ticket. Doch der Automat weigerte sich beharrlich, seinen 20-Euro-Schein anzunehmen. Gregor T. beschloss, sein Glück am Hauptbahnhof zu versuchen. Um dorthin zu kommen, löste er mit seinem restlichen Münzgeld eine Einzelfahrkarte (2,20 Euro). Doch auch zwei MVG-Automaten am Hauptbahnhof verweigerten die Annahme des 20-Euro-Scheins. Völlig entnervt kaufte sich Gregor T. daraufhin eine Butterbreze (1,10 Euro) – nur um endlich passend bezahlen zu können. Im Nu summierten sich die Kosten für sein Gesamtnetz-Ticket so auf 13,30 Euro.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) spricht von einem „bedauernswerten Zufall“. Offenbar hätten alle drei Geräte kein Wechselgeld mehr gehabt. Nichts als Zufall? „Wir haben häufiger Beschwerden wegen Problemen an den Automaten“, weiß Andreas Barth vom Fahrgast-Verband Pro Bahn. „Das momentane Verkaufssystem ist stark verbesserungswürdig“, findet auch Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste.
Nicht nur technische Probleme
Für Ärger sorgen nämlich nicht nur technische Schwierigkeiten. Als Service-Mangel werten viele auch die Tatsache, dass Tickets in Tram oder Bus generell nur mit passendem Münzgeld gekauft werden können. „Es müsste doch technisch machbar sein, mit Scheinen zu bezahlen“, so Andreas Nagel.
Doch die MVG widerspricht: Zum einen wären die Automaten, die Scheine annehmen, zu groß: „Dann müssten Sitzplätze wegfallen.“ Zum anderen sei die Banknoten-Annahme technisch äußerst sensibel. Erschütterungen während der Fahrt würden zu häufigen Störungen führen. Die Kosten dafür müssten dann wieder auf die Fahrgäste umgelegt werden.
Innovatives Nürnberg
Die Münchner müssen sich also damit abfinden: Astronauten fliegen ins All. Winzige iPods speichern massenhaft Musik. Aber mit Scheinen in der Tram bezahlen? Das ist technisch nicht machbar!
Nürnberg präsentiert sich dagegen deutlich moderner. Die Frankenmetropole nimmt derzeit an einem bundesweiten Pilotprojekt teil, bei dem Tickets via Handy gekauft werden können. Im ersten Jahr des Testlaufs wurden insgesamt schon 150000 Fahrkarten auf Mobiltelefone gespeichert. 14 Nahverkehrsregionen nutzen das neue Verfahren. Nur München nicht. Da braucht man weiter passendes Münzgeld.
Julia Lenders
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