Der regenreichste Juli seit 25 Jahren: So nass war es wirklich in München

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Wenn man gefragt werden würde, in welcher deutschen Stadt der meiste Regen fällt, dann dürfte die häufigste Antwort wahrscheinlich Hamburg, Kiel oder eine andere Stadt im hohen Norden lauten. Graue Himmel, ständige Schauer, tristes Gemüt – das Klischee sitzt tief. Doch sieht man sich die Regenmengen an, die im Jahr 2024 gefallen sind, dann sprechen die Zahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eine ganz andere Sprache und kommen zu einem äußert überraschenden Ergebnis. Denn der meiste Regen fällt tatsächlich in Bayern.
Von wegen nasser Norden: Am meisten regnet es in Bayern
Nasser Spitzenreiter im Jahr 2024 war die Zugspitze, südwestlich von Garmisch-Partenkirchen. 2315,8 Liter prasselten dort im vergangenen Jahr pro Quadratmeter nieder. Das waren 112 Prozent vom Durchschnittswert der vergangenen 30 Jahre.
Platz zwei geht an das bayerische Oberstdorf. 1861,1 Liter Regen auf den Quadratmeter sind dort im vergangenen Jahr gefallen. Auch Platz drei geht an den Freistaat. Im oberbayerischen Kiefersfelden (Landkreis Rosenheim) fielen 1575,8 1861,1 Liter auf den Quadratmeter.
Und was ist mit München? Die Landeshauptstadt liegt mit 1126,8 Liter Regen auf den Quadratmeter im bundesweiten Vergleich auch ganz weit vorne, von den großen deutschen Städten regnete es nur im nordrhein-westfälischen Essen (1203,2 l/m²) mehr.
Und der angeblich so verregnete Norden? Der wird angeführt von der Stadt Emden, die mit 1113 Liter auf den Quadratmeter knapp hinter München liegt. In Hamburg fielen im vergangenen Jahr 1013,6 Liter und damit ganze 113,2 Liter weniger als in der bayerischen Millionenstadt. Sogar in Köln (1072,9 l/m²) ist 2024 mehr Regen gefallen als in der Hansestadt.
24 Tage: München erlebte heuer den regenreichsten Juli seit 25 Jahren
Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilt, war der Freistaat zusammen mit Sachsen im vergangenen Juli das kühlste Bundesland. Die Mitteltemperatur lag mit 18 Grad jedoch immer noch 1,4 Grad über dem vieljährigen Mittel (16,6 Grad). Die Monatsniederschlagssumme belief sich in Bayern demnach auf 131 l/m², also fast 30 Prozent mehr als im Referenzzeitraum (101 l/m²).
Im Bayerischen Wald und am Alpenrand gab es bis zu 25 Regentage. In Aschau-Stein schüttete es am 28. Juli besonders heftig: Dort wurde mit knapp 99 l/m² die deutschlandweite höchste Tagesniederschlagssumme gemessen. Während am Alpenrand 300 bis 450 l/m² fielen, kamen in Unterfranken gebietsweise nur 30 bis 50 l/m² zusammen. Die Sonne schien mit 183 Stunden etwa ein Sechstel weniger als in der Vergleichsperiode (221 Stunden).
In München zählte der DWD seit 25 Jahren in einem Juli nicht mehr so viele Regentage – es waren deren 24. Nur ein einziges Mal wurden in der Landeshauptstadt seit dem 6. Juli Temperaturen über der 30-Grad-Marke gemessen.
Regenmengen in ausgewählten deutschen Städten und Orten
Stadt | Niederschlag (l/m²) | % vom langj. Mittel |
---|---|---|
Zugspitze | 2315,8 | 112 |
Oberstdorf | 1861,1 | 111 |
Kiefersfelden | 1575,8 | 120 |
Essen | 1203,2 | 130 |
München / Stadt | 1126,8 | 120 |
Emden | 1113 | 136 |
Köln/Bonn | 1072,9 | 134 |
Hamburg | 1013,6 | 132 |
Düsseldorf | 991,6 | 132 |
Stuttgart | 812,5 | 119 |
Frankfurt | 727,5 | 122 |
Berlin (Schönefeld) | 599,6 | 113 |
Ort in Mecklenburg-Vorpommern ist vergleichsweise trocken
Darf man den Zahlen des DWD glauben, dann findet sich der Ort mit den geringsten Regenmengen in Mecklenburg-Vorpommern. In der Gemeinde Grünow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte/ 310 Einwohner) fielen nur 472,7 Liter Regen auf den Quadratmeter, im Vergleich der Niederschläge der vergangenen 30 Jahre waren das nur 93 Prozent.
Wie man sieht, die Mär vom verregneten Norden und dem sonnigen Süden stimmt nicht so ganz. Und wer in Deutschland Urlaub machen möchte, sollte auf alle Fälle einen Regenschirm mitnehmen, egal wohin die Reise geht.
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