Der Milliarden-Markt
Vom Start-Up auf der alten Startbahn zum Global Player. Die Messe spielt im globalen Wettbewerb vorne mit: Sie gehört zu den Top Ten auf der Welt und zu den fünf wichtigsten in Deutschland. Der Messe-Chef Manfred Wutzlhofer freut sich über 34500 Aussteller aus 96 Ländern - in einem Jahr. „Die Prognosen wurden weit übertroffen."
Von Willi Bock
Als im Mai 1992 der letzte Flieger in Riem abhob, da war es für eine kurze Zeit ganz still. Doch dann kamen die Bagger und Baumaschinen und überrollten Rollfeld und Rasen, und es begann das größte städtebauliche Projekt seit den Olympischen Spielen von 1972: Die Neue Messe samt der Riemer Messestadt. Vor zehn Jahren zog die Messe dann von der beschaulichen Theresienhöhe um. Am Samstag wird das groß gefeiert. In diesen zehn Jahren hat sie sich international zu einer Vorbildmesse entwickelt, die immer neue Rekorde schreibt.
„Mit dem Umzug ist die entscheidende Zäsur in der Entwicklung der Messe vollzogen worden“, so Messechef Manfred Wutzlhofer: „Die Prognosen wurden weit übertroffen.“
Immer neue Rekorde dank Umzug
Ohne den Neubau wäre die Messe bedeutungslos geworden. Der Platz auf der Theresienhöhe war mit nur 110000 Quadratmetern Hallenfläche viel zu klein, Publikumsmessen waren nur im Stau zu erreichen, und neue Konzepte ließen sich in den alten Hallen nicht mehr umsetzen.
Mit dem Umzug wurden immer neue Rekorde erzielt. Der Platz in Riem musste gleich vom Start auf heute 180000 Quadratmeter Hallenfläche ausgeweitet werden. In den zehn Jahren kamen rund 20 Millionen Besucher und mehr als 300000 Aussteller. Die Messe spielt im globalen Wettbewerb vorne mit: Sie gehört zu den Top Ten auf der Welt und zu den fünf wichtigsten in Deutschland.
Im vorigen Jahr frohlockte Wutzlhofer über „Allzeitrekorde“: Den besten Umsatz in der Geschichte (266 Millionen Euro), mit 34500 Ausstellern aus 96 Ländern so viele wie nie und mit 2,4 Millionen Besuchern aus 211 Ländern ebenfalls nie erreichte Zahlen.
Münchner Messemanager international gefragt
Inzwischen sind die Münchner Messemanager international gefragte Ratgeber: In Kasachstan, in Riad oder in Russland. Die Messe, das sind also nicht nur die Hallen in Riem, das Unternehmen ist ein Global Player geworden, ein lebenswichtiges Netzwerk, das mit Fingerspitzengefühl geflochten wird.
Auch die Funktion hat sich verändert. Die Kunden werden bei ihren internationalen Auftritten begleitet. Außerdem hat sich die Messe eine neue Vertriebsstruktur aufgebaut, um sich den wandelnden Bedürfnissen der Kunden anpassen zu können.
Und es wurden immer wieder neue Messen entwickelt – oder von anderen Standorten abgeworben. Zuletzt die Intersolar, die von Freiburg nach München gekommen ist und die Besucherzahl auf 55000 verdoppelt hat.
Auch weniger publikumswirksame Messen finden statt
Eine Münchner Spezialität sind auch die Elektronikmessen wie Systems (die sich als Nutzermesse von der Cebit in Hannover abgrenzt) oder die weltweite Leitmesse Laser. Dann ist da die Expo Real, die sich von einer kleinen Messe im MOC zu einer internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien gemausert hat.
Die Kleinen können sich neben den großen Publikumsmessen entwickeln: Der Bauma (mit zuletzt 500000 Besuchern, Heim und Handwerk, Ispo oder die Freizeitmesse CBR. München wurde auch die Heimat für weniger publikumswirksame, aber in der Branche höchst bedeutsame Messen: Die IFAT für Wasser, Abfall und Recycling, die Maintain (für Instandhaltung) oder die Oil+fats, die Öle, Fette und nachwachsende Rohstoffe zum Thema hat.
Für München hat sich die Neue Messe, die einmal 1,18 Milliarden Euro gekostet hat, längst amortisiert. Nach einer Studie des Ifo-Instituts vom April geben Besucher und Aussteller in einem durchschnittlichen Jahr für Hotel, Taxi, Essen oder Einkauf rund eine Milliarde Euro aus: 740 Millionen Euro in München (21,3 Prozent mehr als 2001) und 220 Millionen im übrigen Bayern (plus 15,8 Prozent).
Der Rubel rollt so richtig beim Congresszentrum, das sich in zehn Jahren auf Platz 2 in Deutschland (nach Berlin) vorgearbeitet hat. Da geben Kongressteilnehmer im Schnitt 657 Euro aus, so das Ifo-Institut. Und wenn im September rund 30000 Herzspezialisten aus aller Welt nach München kommen, rechnet Messegeschäftsführer Norbert Bargmann mit einer Umwegrentabilität von „mindestens 70 Millionen Euro“.
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