Der Gigolo will gestehen
MÜNCHEN/FRANKFURT - Eine überraschende Wende kurz vor dem Prozess um die Erpressung von BMW-Milliardärin Susanne Klatten: Der Angeklagte Helg Sgarbi will sich schuldig bekennen – Klatten bleibt eine Aussage erspart.
Überraschende Wende im Verfahren um die Erpressung von BMW-Milliardärin Susanne Klatten: Der Angeklagte Helg Sgarbi will jetzt offenbar doch auspacken. Wie die AZ aus Justizkreisen erfuhr, wird seit Donnerstagnachmittag über ein Angebot des Sgarbi-Anwalts Egon Geis beraten: Teilgeständnis gegen relativ milde Haftstrafe. Klatten – und den anderen Sgarbi-Opfern bleibt eine Aussage erspart.
Prozessbeginn am Montag
Am Montag wird der Prozess beginnen. Vier Verhandlungstage sind bisher angesetzt. Aber wenn der Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung klappt, kann es sehr viel schneller gehen. Die Verteidigung des mutmaßlichen Erpressers jedenfalls setzt – so behauptet ein Prozess-Insider – auf die beschleunigende Kraft eines Schuld-Eingeständnisses.
Das wahrscheinliche Szenario am Montag früh um 9 Uhr: Der Saatsanwalt liest die Anklageschrift vor. Dann wird Helg Sgarbi gefragt, ob er sich zu den Anschuldigungen äußern will. Und das wird der Schweizer, anders als bisher geplant und angekündigt, wohl auch tun: Er wird einen Teil der ihm zur Last gelegten Straftaten gestehen.
Damit ist der Weg frei für eine extrem kurze Prozessführung: Das Gericht berät über ein Urteil, Sgarbi nimmt die Haftstrafe an. Und das war’s. „Susanne Klattens Anwalt kämpft ja wie ein Löwe darum, dass seine Mandantin nicht aussagen muss“, sagte ein Verfahrensbeobachter gestern. Also wäre diese Prozessversion auch absolut in dessem Sinn. Für Sgarbi hätte dieses Vorgehen einen großen Vorteil: Statt etwa neun Jahren Haft könnte er mit sechs bis sieben Jahren davon kommen. Und bei guter Führung schon nach vier Jahren wieder frei sein.
Rudolf Huber
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