"Der erste Stich - es war ein grässliches Geräusch"

Er fürchtete, sie könnte ihn verlassen, denn er hatte sein ganzes Vermögen verloren. Mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser und drei Stichen nahm er seiner Frau deshalb das Leben. Am Dienstag hat der ehemalige Landeskirchenmusikdirektor Hans-Martin R. den Mord an seiner Ehefrau gestanden.
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Der Staatsanwalt fordert lebenlanmge Haft für Hans-Martin R.
Torsten Huber Der Staatsanwalt fordert lebenlanmge Haft für Hans-Martin R.

MÜNCHEN - Er fürchtete, sie könnte ihn verlassen, denn er hatte sein ganzes Vermögen verloren. Mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser und drei Stichen nahm er seiner Frau deshalb das Leben. Am Dienstag hat der ehemalige Landeskirchenmusikdirektor Hans-Martin R. den Mord an seiner Ehefrau gestanden.

Vor dem Schwurgericht München II begann am Dienstag, 9. 45 Uhr, der Prozess gegen den früheren bayerischen Landeskirchenmusikdirektor Professor Hans-Martin R.. Er soll seine Ehefrau im Mai 2008 ermordet haben. Der 64-Jährige gestand die Tat sofort.

Der erste Stich: "Ein grässliches Geräusch"

Der 64 Jahre alte Organist hat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die 59-Jährige Barbara R. im gemeinsamen Haus in Gmund am Tegernsee mit drei Messerstichen in den Rücken und in die Brust getötet. Sein Motiv laut Staatsanwaltschaft: Hans-Martin R. hatte seiner Frau den finanziellen Ruin verschwiegen. Er befürchtete, sie werde ihn verlassen, wenn sie von der Pleite erfährt.

Der Angeklagte bestätigte das: „Ich kann mich an den ersten Stich erinnern, weil es ein grässliches Geräusch war“, sagte er. Dann habe seine Frau sich umgedreht und zu ihm gesagt „Was ist denn los?“. Er werde das nie vergessen, sagte Hans-Martin R., der während seiner Aussage um Fassung rang. „Sie hat das gesagt, als ob sie Mitleid mit mir hätte oder mit mir reden wollte.“ Vor Gericht sagte er, er habe danach auch sich töten wollen. Nach der Tat habe er eine Fahrt durch Deutschland unternommen - an deren Ende er auch sich selbst töten wollte. Seine Tochter habe ihn jedoch überredet, sich der Polizei zu stellen. Er tat es und gestand der Kripo die Tat.

Haus, Kinder, Reisen - da häuften sich die Schulden

Laut Staatsanwalt - und Geständnis - spielte sich die Tat so ab:: Hans-Martin R. kam am 24. Mai nach Hause und bat seine Frau, sich nicht umzudrehen. Sie freute sich, glaubte, er wolle ihr die Unterlagen zu einer geplanten Reise nach Andalusien zeigen. Stattdessen stach ihr der Landeskirchenmusikdirektor mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser in den Rücken. Als sie sich umdrehte, rammte er ihr den blutigen Stahl noch zweimal in den Bauch.

Pure Verzweiflung? Hans-Martin R. war ruiniert und hoch verschuldet: Das gemietete Einfamilienhaus war teuer. Das Paar führte ein wohlhabendes Leben. Dafür brauchte der Mann Geld, auch weil er ein uneheliches Kind (17) zu versorgen hatte - doch er verspekulierte sich mit einem Immobiliengeschäft. Seine Frau hätte bald entdeckt, dass ihr gesamtes Hab und Gut gepfändet werden könnte, sagt der Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl: Das war der Grund, warum Hans-Martin R. sie erstach. Die Theorie scheint zu stimmen: Nach der Tat floh der mörderische Ehemann, stellte sich aber dann selbst.

Das Ehepaar R. war in Gmund sehr bekannt und engagiert

Dabei führte das Ehepaar R. laut Bekannten eine "überaus harmonische Ehe" - jedenfalls nach außen hin: Beide waren sehr bekannt im Ort, Barbara R. gab Deutschunterricht für ausländische Hausfrauen und engagierte sich im örtlichen Literaturkreis. Hans-Martin R. gab oft Konzerte in der Friedenskirche in Bad Wiessee. Außerdem hielt der Honorarprofessor an der Bayreuther Kirchenmusikschule Vorträge über Musik an der Volkshochschule von Tegernsee.

Gegen den 64-Jährigen wird voraussichtlich an vier Tagen verhandelt.

rah, tg, th

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