Der erste Bankräuber Deutschlands – Eine Lebensgeschichte zwischen Knast und Kokain

Als Jugendlicher sah er am liebsten Gangster- und Wildwestfilme. Mit 16 plante er einen Überfall auf das Hofbräuhaus und landete zum ersten Mal im Gefängnis: Dimitri Todorov hatte schon eine Karriere als Dieb und Tresorknacker hinter sich, als er mit seinem Kumpel Georg Rammelmayr die Deutsche Bank in der Prinzregentenstraße überfiel.
Diese Tat, bei der eine Geisel und sein Kumpel erschossen wurden, ging in die deutsche Kriminalgeschichte ein. Und sie führte zusammen mit dem Olympiamassaker 1972 dazu, dass sich die Polizei wenig später neu aufstellte.
Es war am 4. August 1971, kurz vor 16 Uhr, als Todorov (24) und Rammelmayr die Deutsche Bank gegenüber vom Feinkosthaus Käfer betraten. Beide waren maskiert und mit Maschinenpistolen bewaffnet. Todorov erzählt in der BR-Sendung "Lebenslinien", er habe nachmachen wollen, wovon er gelesen hatte: Kurz zuvor hatte es einen Banküberfall in Toulouse gegeben, ebenfalls mit Geiselnahme.
Das Fernsehen war live dabei
Die beiden jungen Männer nahmen 18 Kunden und Angestellte als Geiseln. Sie forderten zwei Millionen Mark Lösegeld, einen Fluchtwagen und freies Geleit.
Vor der Bank versammelten sich etwa 5000 Schaulustige, um das Drama zu verfolgen. TV-Journalisten filmten alles mit und sendeten live vom Tatort. Die Polizei agierte dilettantisch, der Überfall endete fürchterlich. Gegen 23.40 Uhr brachten Polizisten einen Geldsack vor die Bank.
Rammelmayr kam mit der Geisel Ingrid Reppel (19) aus der Bank, stieg in das bereitgestellte Auto. Kurz darauf starben die junge Frau und der Bankräuber im Kugelhagel. Das Auto wurde von den Polizeikugeln durchsiebt.
Nach lebenslanger Haft kann Todorov nicht Nein sagen
Dimitri Todorov wurde festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt, er saß über 20 Jahre im Gefängnis. Wieder in Freiheit wurde er erneut kriminell und schmuggelte für einen Kumpel, den er noch aus dem Gefängnis kannte, Kokain. Er habe nicht Nein sagen können, erzählt er in der Reihe BR-Lebenslinien, die den heute 78-Jährigen porträtiert hat. Todorov erzählt in dem Film von seiner zerrissenen Familie, seiner Jugend an der Isar, kriminellen Freunden, und dass er durch seine Taten etwas darstellen wollte. Er berichtet, wie er heute lebt und was er arbeitet, um seine Rente aufzubessern.
Seine Tat von 1971 und das Olympiamassaker 1972 führten dazu, dass der Bund eine erste Anti-Terror-Einheit ins Leben rief: die GSG 9. Bayern gründete 1973 die ersten Spezialeinsatzkommandos (SEK) für Einsätze bei Gewaltkriminalität.