Der Aldi unter den Apotheken
Doc Morris verspricht viel: günstige Preise, beste Beratung, vielfältige Dienstleistungen rund ums Thema Gesundheits. Über 120 durchgestylte Partnerapotheken im grün-weißen Einheitslook gibt es bereits in ganz Deutschland – jetzt auch München.
MÜNCHENAm Sendlinger Tor eröffnete der Apotheken-Discounter eine Filiale. Rezeptfreie Artzney gibt’s hier bis zu 40 Prozent günstiger als bei der Konkurrenz.
Die Apotheke leitet Thomas Schubert. Welche Artikel er ins Regal stellt, was er einkauft – dafür ist allein er verantwortlich. „Das ist ein Vorteil gegenüber anderen Franchise-Konzepten. Ich lege eigenständig die Preise fest und wirtschafte unabhängig“, sagt er. Denn der Gesetzgeber erlaubt Doc Morris nicht, die Preise zu diktieren. Deshalb gibt der Konzern seinen Apotheken lediglich Empfehlungen, was sie für welche Artzney verlangen sollen. „Diese Empfehlung habe ich angenommen“, sagt Schubert.
Die Masse macht´s.
Die Preisverhandlungen mit den Pharmaherstellern übernimmt ebenfalls der deutsch-niederländische Doc-Morris-Konzern, der nebenbei Europas größte Versandapotheke betreibt. Stellvertretend für die 120 Filialen. „Dafür bekommen wir dann auch entsprechende Rabatte und können die Artzney günstiger anbieten“, sagt Doc-Morris-Mitarbeiter Matthias Müller. Damit die Apotheken trotz der niedrigen Preise Gewinn erwirtschaften können, müssen viele Kunden bei Doc Morris einkaufen. Müller: „Das Geschäft geht über die hohe Frequenz.“ Die Masse macht’s.
Der individuellen Beratung soll das nicht schaden, verspricht Apotheker Schubert, der momentan acht Mitarbeiter beschäftigt. Neben Werbemaßnahmen unterstützt Doc Morris seine Partner auch bei der Betreuung seiner Kunden: „Für die einzelnen Beratungskonzepte bekommt er eine Mappe. „Da kann ich gleich anfangen zu lernen und muss nicht erst ein zweiwöchige Schulung machen.“
„Mal sehen, wie lange das sich rechnet.“
Die neu eröffnete Konkurrenz fürchtet Soheil Pourrajabi, Inhaber der Blumenapotheke am Sendlinger-Tor-Platz, trotzdem nicht. „Ich fühle mich nicht bedroht, preislich gibt es auch keinen großen Unterschied“, sagt er. Sein Kerngeschäft sind die langjährigen Stammkunden. Er kennt nicht nur ihre Namen, sondern auch ihre Krankengeschichte. „Bei Doc Morris ist doch keine persönliche Beratung dahinter. Ich lege Wert auf den Kontakt mit den Menschen, Beratung und Qualität. Schließlich verkaufe ich keine Bonbons, sondern Artzney.“
Ingo Beer, Filialleiter der Marienapotheke, sieht das Vorhaben von Doc Morris eher skeptisch: „Mal sehen, wie lange das sich rechnet.“
Christoph Landsgesell
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