Demo gegen Katzen-Hasser: „Wir klagen den Mörder an“

Rund 200 Tierfreunde demonstrieren gegen den Katzenhasser von Moosach, die Polizei schützt das Haus des Tierquälers. Die Versammlung bleibt friedlich - doch viele kochen vor Wut.
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"Ich wurde Opfer eines feigen Giftköderanschlags": Eine Moosacherin hat ihren Hund Ronja mitgebracht.
Petra Schramek "Ich wurde Opfer eines feigen Giftköderanschlags": Eine Moosacherin hat ihren Hund Ronja mitgebracht.

Rund 200 Tierfreunde demonstrieren gegen den Katzenhasser von Moosach, die Polizei schützt das Haus des Tierquälers. Die Versammlung bleibt friedlich - doch viele kochen vor Wut.

MÜNCHEN Nina, Sophie und Alysha haben ein Plakat gemalt, „Tierquälerei ist grausam“ steht drauf. „Ich finde es einfach nur traurig“, sagt Nina. Die Mädchen wohnen in Moosach, ganz in der Nähe von dem Mann, der den Kater einer Familie tagelang zu Tode gequält hat (AZ berichtete). Jetzt wollen sie wie rund 200 andere Tierfreunde auch, den „Katzenmörder“ öffentlich anklagen. Sie forderten am Samstag die Höchststrafe für Werner H. (Name geändert), gegen den die Polizei wegen Tierquälerei ermittelt. Der Münchner Tierschutzverein hatte zu der Versammlung aufgerufen.

„Tiere sind Lebewesen, keine Sache!“ rufen die Demonstranten im Chor und „Heute Tiermord – was morgen?“ Manche sind sogar aus Dachau angereist, Marianne Schmid kam aus Untermenzing. „Das Ganze geht mir sehr zu Herzen“, sagt die junge Frau, der die Tränen runterlaufen.

An Holzkreuzen hängt das Bild des getöteten Katers, darunter steht: „Die Todesschreie von Rocco ließen ihn ungerührt. Wir klagen den Mörder an.“ Auch die exakte Adresse des Rentners steht da.

„Ich würde ihm am liebsten eine Stinkbombe reinwerfen"

Direkt vor dem Haus des 73-Jährigen dürfen die Tierfreunde nicht demonstrieren, so versammeln sie sich eine Häuserecke weiter. Doch es dauert nicht lange, bis die ersten zu dem Haus schlendern, bei dem die Rollläden zu sind. Die Leute sind fassungslos und lassen ihrer Wut freien Lauf – aber nur verbal.

„Ich würde ihm am liebsten eine Stinkbombe reinwerfen“, sagt eine Frau. Eine andere meint, am besten wäre es „es würden hier ein paar Autonome rumspringen“, solche, die sich was trauen. Ein Mann sagt: „Der soll nur aufpassen, dass er nicht im Schwabinger Krankenhaus aufwacht“, erntet aber Widerspruch: „Gegengewalt ist auch keine Lösung.“

Das ansonsten ruhige Wohnviertel ist in Aufruhr. Die Nachbarn in der Straße, in der Werner H. wohnt, sind nach draußen gekommen, diskutieren mit den Tierschützern. „Ihr spinnt’s ja, das ist alles Sache des Staatsanwalts“, sagt einer, der den Rentner „als ganz ruhigen Herren“ erlebt hat.

Es sind aber auch viele gekommen, die selbst Katzen haben und kaum glauben können, dass der Nachbar das Tier tagelang quälte – er zwängte den Kater in eine Marderfalle, traktierte ihn mit Pfefferspray und Wasserschlauch, bis er ertrank. Mindestens acht weitere Katzen sind in der Gegend verschwunden – jetzt denken viele, dass der gleiche Mann schuld daran ist.

„Mein Romeo wurde vergiftet, das hat die Tierärztin bestätigt“, sagt Renate Schwarz. Der tote Romeo wurde in der Nähe von Werner H.’s Haus gefunden. Auch Hunde haben hier schon Giftköder gefressen. Patricia Kussinger hat ihrem Hund Ronja einen Zettel umgehängt: „Ich wurde Opfer eines feigen Giftköderanschlags.“ Den Köder spuckte Ronja gleich wieder aus – sie hat überlebt.

"Mein Romeo wurde vergiftet, das hat die Tierärztin bestätigt"

Was viele Demonstranten nicht verstehen können, ist, dass der Täter jetzt von der Polizei geschützt wird. „Er bringt Tiere um und wir dürfen hier nicht mal stehen“, sagt eine Frau, die sich mit ihrem Grablicht vor das Haus des Täters gestellt hatte und wie viele andere von der Polizei aufgefordert wurde, wieder wegzugehen. Werner H. hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Er bekommt Drohanrufe, zum Beispiel ,Du wirst deines Lebens nicht mehr froh’, sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. „Seine Tat ist das eine, das ermitteln wir. Aber im Rechtsstaat müssen wir auch ihn schützen.“ Einer, der ganz in der Nähe von Werner H. wohnt, meint: „Wir sind nicht so blöd, dass wir Steine schmeißen. Aber der geht hier keinen Meter mehr, ohne dass ihn einer anmotzt. Dass muss er sich anhören.“

Die Demonstranten sind allesamt friedlich, auch wenn sie innerlich kochen. Aber sie werden die Sache nicht ruhen lassen. Lydia Miech vom Tierschutzverein: „Wir werden die Demonstration wiederholen.“

Tina Angerer

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