Demjanjuk: Überlebender von Sobibor sagt aus
MÜNCHEN - Mit 16 kam er nach Sobibor, konnte aber fliehen. Thomas Blatt, der seine Eltern und seinen Bruder im Vernichtungslager verlor, trat am Dienstag im Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher John Demjanjuk auf.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk ist am Dienstag vor dem Münchner Landgericht mit der Vernehmung des Sobibor-Überlebenden Thomas Blatt fortgesetzt worden. Blatt berichtete unter anderem über seine Deportation als 16-Jähriger aus seiner polnischen Heimatstadt in das Vernichtungslager. „Ich wusste, als man mich nach Sobibor holte, das ist das Ende.“
Das war vielen anderen jüdischen Opfern in Sobibor nicht bewusst, berichtete er. Vor allem den Häftlingen aus Holland. Blatt musste im Lager Kleidung sortieren. Der heute 82-Jährige konnte bei einem Aufstand im Lager 1943 fliehen und überlebte auf diese Weise. In dieser Zeit war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auch Demjanjuk in Sobibor als Wachmann eingesetzt.
Die Anklage wirft dem 89-jährigen gebürtigen Ukrainer Demjanjuk Beihilfe zum Mord in 27 900 Fällen vor. Im Sommer 1943 soll er in Sobibor in Polen Tausende Juden aus Deportationszügen in die Gaskammern getrieben haben. Unter den Ermordeten befanden sich auch die Eltern und der jüngere Bruder von Blatt, weshalb er im Prozess gegen Demjanjuk als Nebenkläger auftritt.
Blatt lässt die Zeit im Vernichtungslager nicht los: "Ich bin bis jetzt in Sobibor, meine Träume sind so wirklich. Das ist der Preis, den ich dafür bezahle, dass ich noch lebe."
jot/ddp
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