Demjanjuk-Prozess, Tag 3: Der Angeklagte bleibt in der Zelle
MÜNCHEN - John Demjanjuk erscheint am 3. Prozesstag nicht vor Gericht. Laut dem Vize-Direktor des Gefängnis Stadelheim fühlt er sich gesundheitlich nicht dazu in der Lage, seine Zelle zu verlassen - die Verhandlung fällt aus.
Am Mittwoch sollten weitere Nebenkläger als Zeugen gehört werden - manche von ihnen schilderten schon am Dienstag, wie sie ihre Familien im Vernichtungslager Sobibor verloren haben. Doch daraus wird nichts: John Demjanjuk bleibt in seiner Zelle in Stadelheim. "Er sagt, es geht ihm gesundheitlich nicht gut", sagt der stellvertretende Leiter der JVA, Jochen Menzel, der AZ.
Richter Ralph Alt machte dies auch im Gerichtssaal kund: Bei dem 89-jährigen gebürtigen Ukrainer lägen Anzeichen für einen Infekt vor, teilte der Vorsitzende Richtermit. „Er klagt über Kopf- und Gliederschmerzen.“ Der Arzt der Justizvollzugsanstalt (JVA) habe Demjanjuk deshalb für transportunfähig erklärt. Der Prozesstag wurde deshalb ausgesetzt - bis zum 21. Dezember
Alt sagte weiter, der Angeklagte zeige unklare Infektzeichen, klage über Kopf- und Gliederschmerzen und könne daher aus ärztlicher Sicht nicht transportiert werden. Zudem habe Demjanjuk trotz der Einnahme eines fiebersenkenden Mittels noch immer 37,5 Grad Temperatur. Dies habe ihm Demjanjuks Arzt telefonisch mitgeteilt, betonte Alt.
Demjanjuk soll laut Anklage Beihilfe am Mord von 27 900 Menschen im Vernichtunglsager Sobibor geleistet haben. 1943 soll er mit geladenem Gewehr im Anschlag "in gefühlloser und unbarmherziger Gesinnung“ gemeinsam mit anderen Wachmännern und SS-Leuten die Menschen in die Gaskammern getrieben haben, „weil er selbst deren Tötung aus rasseideologischen Gründen wollte“, wie der Staatsanwalt am Dienstag sagte. Demjanjuk wollte sich zu den Vorwürfen an diesem Tag nicht äußern.
Die Nebenkläger sind enttäuscht: Ihr Vertreter Cornelius Nestler sagte nach der Entscheidung des Richters: „Die meisten meiner Mandanten haben die Nacht nicht gut geschlafen und sich auf die Vernehmung vorbereitet. Die Ernüchterung ist jetzt natürlich groß.“ Er kündigte an, seine Mandanten wollten aber Ende Dezember erneut vor Gericht erscheinen und ihre Aussagen machen.
tg
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