Demjanjuk-Prozess: Gift und Galle im Gerichtssaal

Stadelheim könnte für Demjanjuk zur Todeszelle werden - das behauptet Demjanjuks Verteidiger. Es gab hitzige Wortgefechte zwischen Gericht und Ulrich Busch. Der zweifelt die Echtheit einiger Dokumente an.
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John Demjanjuk
dpa John Demjanjuk

MÜNCHEN - Stadelheim könnte für Demjanjuk zur Todeszelle werden - das behauptet Demjanjuks Verteidiger. Es gab hitzige Wortgefechte zwischen Gericht und Ulrich Busch. Der zweifelt die Echtheit einiger Dokumente an.

Die Atmosphäre ist vergiftet: Mit der Formulierung, dass Stadelheim für seinen Mandanten zur „Todeszelle“ werden könnte, hat sich Demjanjuk-Verteidiger Ulrich Busch weder im Münchner Gefängnis noch vor Gericht neue Freunde gemacht. Sein Mandant - der nach einer Verwechslung mit einem KZ-Schergen in Treblinka in Israel zum Tode verurteilt wurde und tatsächlich sechs Jahre in einer Todeszelle saß - ist der Beihilfe zum Mord an 27900 Juden angeklagt. Denn Demjanjuk arbeitete nach Überzeugung der Ankläger von März bis September 1943 als ukrainischer Wachmann im Vernichtungslager Sobibor.

Was ihm die Kammer wohl besonders übelnahm, ist Buschs Vorwurf der „Umkehrung von Denkgesetzen“ durch das Gericht. Buschs Formulierungen stünden „an der Grenze zur Beleidigung“, erklärte der Vorsitzende Richter Ralph Alt. Das Wort „Todeszelle“ habe er in Anführungszeichen gesetzt und damit auf die zu erwartende Mindeststrafe von drei Jahren und das hohe Alter seines Mandanten angespielt, erklärte Busch die umstrittene Textpassage.

Der Zeuge Thomas Walther, Chefermittler der Ludwigsburger Zentrale zur Aufklärung von NS-Verbrechen, kam auch noch zu Wort. Er hatte unter anderem aufgezeigt, dass die Angaben Demjanjuks zu seinen Aufenthaltsorten während des Krieges im Widerspruch zu Dokumenten wie den Verlegungslisten und dem Dienstausweis stehen.

Dieser Dienstausweis Demjanjuks mit der Nummer 1393 wird von Busch in Zweifel gezogen. Er hält den vorgelegten Ausweis für eine Fälschung. „Sie behaupten, es gäbe nur einen Dienstausweis“, rief er und zeigte mit dem Finger in Richtung der Vertreter der Nebenklage. John Schneider

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