Demjanjuk-Prozess: Der Angeklagte schläft im Saal

Im Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuks fordert die Verteidigung eine Verfahrenspause. Der Angeklagte zeigt sich weiter regungslos.
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Bei der Verhandlung: John Demjanjuk wird in den Gerichtssaal getragen. (Archivbild)
dpa Bei der Verhandlung: John Demjanjuk wird in den Gerichtssaal getragen. (Archivbild)

MÜNCHEN - Im Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuks fordert die Verteidigung eine Verfahrenspause. Der Angeklagte zeigt sich weiter regungslos.

Kissen, Decke und wegen der Deckenleuchten hat er ein Käppi auf dem Gesicht – so liegt der mutmaßliche Kriegsverbrecher John Demjanjuk (89) im Münchner Schwurgerichtssaal in einem Krankenhausbett. Neben ihm sitzt seine Dolmetscherin.

Demjanjuk scheint eingeschlafen zu sein

Als der promovierte Historiker Dieter Pohl über die Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg im Zeugenstand erzählt, scheint Demjanjuk inzwischen eingeschlafen zu sein. Nur kurz zuckt mal sein linkes Bein. Sonst zeigt der Mann keine Regung.

Der Sachverständige des Münchner Instituts für Zeitgeschichte äußert sich derweil zum Aufbau des Nazi-Judenvernichtungssystems in den besetzten Gebieten Osteuropas. „Im März ’42 begann der Aufbau des Vernichtungslagers Sobibor“, sagt Pohl. In diesem Lager soll Demjanjuk als Wachmann tätig gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum Mord an über 27000 Juden vor.

Demjanjuks Anwalt fordert Aussetzung des Verfahrens

Chef des Lagers in Sobibor war der österreichische Polizeioffizier Franz Stangl. Pohl: „25 bis 30 Reichsdeutsche und 100 bis 120 Trawniki-Männer (Ukrainische KZ-Gehilfen) waren dort eingesetzt.“ Erstaunlich: In Sobibor gab es laut Pohl keine ranghohen Soldaten, obwohl dort eine Massenvernichtung stattfand. Bis zu 10000 Juden, darunter auch Frauen und Kindern, seien täglich in die Gaskammern geschickt worden. Unter Historikern gibt es unterschiedliche Opferzahlen. Sie gehen von 153000 bis 250000 ermordeten Juden aus.

Demjanjuks Verteidiger Ulrich Busch dagegen verlangte die Aussetzung des Verfahrens für „mindestens ein Jahr“ und die Einsicht in über 100 Akten, die von Amerika bis Kiew in irgendwelchen Archiven schlummern. Der Prozess dauert an. th

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