DAV: Wie lassen sich die Berge schützen?

Der Alpenverein schmiedet Pläne, wie sich Massentourismus und Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen.
von  Michael Burner / Onlineredaktion
Seit über 150 Jahren wird die schroffe Schönheit der Alpen wirtschaftlich genutzt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) setzt sich für den Erhalt der alpinen Natur ein.
Seit über 150 Jahren wird die schroffe Schönheit der Alpen wirtschaftlich genutzt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) setzt sich für den Erhalt der alpinen Natur ein. © dpa

München - Der Bergsport boomt, die touristische Erschließung der Alpen ist so weit vollzogen wie nie zuvor – und die alpine Natur gerät unter Druck. Davor warnt die alpine Naturschutzorganisation Mountain Wilderness schon seit einigen Jahren.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) versucht unter anderem, genau diese Phänomene zu kontrollieren. Mit nachhaltigen Maßnahmen will die Bergsteigervereinigung umweltfreundlichen Tourismus fördern.

Der DAV setzt nach Eigenauskunft zunehmend auf erneuerbare Energien und sanften Tourismus. Rund 60 der gut 320 Hütten des Vereins seien bereits von herkömmlichen Diesel- auf mit Rapsöl betriebene Stromaggregate umgestellt, sagte Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig bei einer DAV-Veranstaltung in München. Auf vielen Hüttendächern seien Solaranlagen installiert. Ein weiterer Punkt auf der Agenda des DAV: der Massentourismus. Neue Klettersteige, attraktive Skitourenrouten oder spezielle Bergsteiger-Angebote für Familien locken zunehmend Touristen in die Alpen. Das Problem: Quasi alle kommen mit dem Auto.

Hier will der DAV mehr Menschen zu Fahrgemeinschaften oder zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel motivieren. Die einzelnen DAV-Sektionen sollen dabei verstärkt mit den lokalen Verkehrsverbünden in Kontakt treten.

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Natürlich habe auch der Alpenverein Anteil daran, dass mehr Menschen in die Berge wollten, erklärte Vizepräsident Guido Köstermeyer. „Outdoor-Sport in den Bergen ist ein Phänomen der Zeit, das können wir nicht verhindern — aber wir müssen es gestalten“, sagte Köstermeyer.

Hier gelte es, Bewusstsein nicht nur für das Verhalten in den Bergen, sondern auch für das Verhalten vorher zu wecken. „Oft stehen Leute mit einer Tip-Top-Ausrüstung an einem Berg und haben keine Ahnung, wie sie sie benutzen sollen. Das mag in einer Kletterhalle harmlos sein, aber in der Natur kann das schnell gefährlich werden“, warnt Köstermeyer.

Um den Bergsport klimafreundlicher zu machen, initiierte der DAV das Projekt „Bergsteigerdörfer“. Das Modell nach österreichischem Vorbild verzichtet auf den Bau von Hotelbunkern und riesigen Liftanlagen. „In der Regel sind das kleine Gemeinden wo Schneekanonen nur bedingt eingesetzt werden“, erklärte Vizepräsident Wucherpfennig.

Und wie sieht es in den bayerischen Alpen aus? „Hier ist alles ruhiger als in anderen Regionen“, sagte der Geologie-Professor Marius Mayer von der Universität Greifswald. Der Bayerische Alpenplan schütze die hiesigen Tourismusgemeinden vor einem Hochrüsten, wie es zum Beispiel in Ischgl mit Projekten wie am Piz Val Gronda passiere. Seit 1972 regelt der Alpenplan die Verkehrserschließung im bayerischen Alpenraum.

Immer mehr Schneekanonen, Aprés-Ski-Hütten, Riesen-Gondeln und Vergnügungsangebote seien in Bayern nicht das große Thema. Es gebe sogar noch Regionen in den Alpen, die noch mehr Touristenströme vertragen könnten, ohne dass die Natur gefährdet würde, sagte der Geologe.

 

 

 

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