Das Opfer: "Mein Ex war wie ein Teufel"
München Helles Kostüm, Louis-Vuitton-Tasche mit passendem Schal – Sarah P. (23) steht etwas verängstigt vor dem Münchner Landgerichtssaal 225: „Ich habe ein komische Gefühl!”
Sie ist die Zeugin in dem Eifersuchts-Prozess gegen ihren Ex-Ehemann Stefan P. (26, Anwalt Alexander Eckstein). Er hat sie über Monate geschlagen und am 3. August 2011 vor den Augen der gemeinsamen Tochter (3) mit 18 Messerstiche niedergestochen. Ein Motiv für das Eifersucht-Drama liefert die Sat1-Nachmittagstalkshow „Britt”. Wie berichtet, hat Sarah P. ihren Ex mit in die Show genommen. Sie will über einen Lügendetektor erfahren, ob er sie betrügt. Schließlich kommt heraus, dass sie eine Sex-Affäre mit einem anderen Mann hat.
Der Vorsitzende Richter Anton Winkler: „Können Sie die Geschichte mit Britt mal kurz schildern?” Sarah P. ist es peinlich. Sie druckst herum. Winkler erlöst sie: „Sie müssen auch nichts dazu sagen.” Sarah P.: „Ich habe das alles verdrängt und möchte nicht mehr drüber reden.”
Sat1 nimmt Stellung zur Sendung „Britt”: „Unsere Gäste werden vor den Aufzeichnungen vollständig über ihre Persönlichkeitsrechte aufgeklärt”, schreibt eine Sprecherin. „Beschwerden nehmen wir aber auch später noch auf, um bestmöglichen Konsens bei allen Beteiligten herzustellen. Schadenersatzforderungen gegen die Sendung sind uns nicht bekannt.”
2007 lernt sich das Paar kennen. „Über unsere Hunde sind wir ins Gespräch gekommen”, sagt Sarah P. und berichtet weiter: „Er hat mir auch gesagt, dass er noch neun Monate im Gefängnis absitzen muss.” Auch Sarah muss eine Haftstrafe wegen Drogen absitzen: „Als ich entlassen wurde, war Stefan bereits in Freiheit. Ich wog damals 85 Kilo. Er wollte mich nicht mehr. Ich sei ihm zu fett.” Richter Winkler: „Bei wie viel Kilo nahm er sie zurück?” Sarah P.: „Als ich wieder 60 Kilo hatte.”
"Plötzlich habe ich was am Kopf gespürt - die Vase."
Drei Jahre leben sie in Taufkirchen bei München. Die Beziehung ist von Aggressionen geprägt. „Er ist sehr eifersüchtig gewesen. Ich war es aber auch. Wir haben uns immer gegenseitig geschubst”, erinnert sich die junge Frau.
Das Gericht will wissen, ob der Angeklagte ihr gegenüber Morddrohungen ausgesprochen habe? Sie: „Ja. Am Anfang unserer Beziehung hat er gesagt, wenn ich mit ihm Schluss mache, dann soll ich mich nicht mehr aus dem Haus trauen. Er werde mich in ein schwarzes Auto ziehen und umbringen.” Sarah P. habe es damals als Liebesbeweis empfunden.
Am Tattag ruft Stefan P. zunächst bei ihr an. „Er wollte irgendwas aus der Wohnung holen. Er kam dann schlecht gelaunt. Wir saßen auf der Couch und er wollte wissen, ob ich mir sicher bin, dass es aus ist. Für mich war die Beziehung zu Ende. Ich habe ihm dann gesagt, dass er unsere Tochter übers Wochenende haben kann.”
Sarah P. geht ins Kinderzimmer, um Sachen für die Kleine einzupacken. „Plötzlich habe ich was am Kopf gespürt. Okay, die Vase oder ein Ziegelstein. ich bin dann hoch. Er war wie besessen. So einen Gesichtsausdruck hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Wie ein Teufel”, so Sarah P.
Mit einem Küchenmesser sticht er wie wild auf sie ein. Auch als die Klinge abbricht, sticht er weiter zu. „Erst als ich sagte: ,Ich liebe dich’, hörte er auf. Die Kleine stand daneben und schrie: ,Papa Mama aua nein’. Ich legte mich auf die Couch und bat, einen Notarzt zu rufen. Außerdem sagte ich ihm, dass ich nicht verraten werde, dass er der Täter ist.”
Heute noch hat Sarah P. Schmerzen im linken Bein und Arm: „Nachts wird das Bein manchmal taub. Dann wache ich auf und kann schlecht wieder einschlafen.”
Sie jobbt als Kellnerin und hat eine neue Beziehung: „Momentan läuft es gut.” Diesen Freitag soll voraussichtlich das Urteil fallen.
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