Kampf um die Ami-Siedlung: "Wir lassen uns nicht wegdiskutieren"
"Wir sind nicht gegen eine Nachverdichtung“, sagt Alois Schwarzhuber, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Wohnanlagen am Perlacher Forst und Tegernseer Landstraße (IWAP e.V.) mit deutlichem Nachdruck. Doch dafür gebe es andere Wege, als das, was die Bima, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, hier in der sogenannten Ami-Siedlung plant. Deren Nachverdichtungspläne sehen einen Abriss von 15 der Zeilenbauten und den Neubau von fünf bis sechs großen Wohnblöcken vor. Zusätzlich müssten etwa 300 Bäume gefällt werden.
Für die IWAP ist das nicht weniger als "eine Zerstörung der Siedlung“, wie Rechtsanwalt Benno Ziegler erklärt, der die Interessengemeinschaft juristisch berät. Die geplanten Eingriffe seien rechtlich unzulässig. Stattdessen stünden gut 50 Wohnungen leer, ebenso einige Speicher, welche man ausbauen könnte. Der benötigte Wohnraum könne anders und anderswo geschaffen werden. Das zentrale Anliegen hier sei, den einzigartigen Charakter der Siedlung zu erhalten.
Die IWAP und ihre Unterstützer aus Bezirksausschuss und Stadtrat wollen deshalb einen Ensembleschutz für die Siedlung erreichen. Dieser müsste dann bei allen künftigen Planungen berücksichtigt werden.
Die Architektin und Denkmalschutzexpertin Wiebke Elbert hat dazu ein Gutachten erstellt. Darin stellt sie klar fest, dass sich die Denkmaleigenschaften sowohl geschichtlich als auch städtebaulich begründen lassen.
"In Amerika wie Deutschland einzigartig"
Die Siedlung wurde 1953 bis 1957 von der US-Armee als "Family Housing Area“ gebaut – eine fast autarke Wohnanlage mit eigenem Heizkraftwerk, Tankstelle, Schulen und vielem mehr. Sie umfasst 76 Gebäuderiegel, die fächerförmig in eine Hügellandschaft eingefügt sind. Das sei heute in dieser Form einzigartig in Amerika wie Deutschland, erklärt Elbert. "Ein wegweisendes Beispiel für neue Siedlungstypen der 50er-Jahre.“ Dazu komme die außergewöhnliche Bedeutung aus der Nachkriegsgeschichte.
Zudem sei die Siedlung damals ihrer Zeit voraus gewesen - und auch nach heutigen Maßstäben wegweisend. "Licht, Luft, Freiraum, geringe Versiegelung, Verkehrsberuhigung – die Planer setzten damals Prinzipien um, die heute als Klimaziele der Stadt gelten.
Dennoch hat der Stadtrat vor zwei Jahren mit einem Aufstellungsbeschluss den Auftrag erteilt, einen Bebauungsplan zu erstellen, wie CSU-Stadtrat Andreas Babor, der auch IWAP-Vorstand ist, erklärt. Dieser müsse am Ende aber vom Stadtrat abgesegnet werden. Ob das passiere, hänge wiederum auch von den dann aktuellen Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat ab. "Das ist auch eine politische Entscheidung."
Benno Ziegler kritisiert, für die Stadt gebe es hier nur zwei Einzeldenkmäler, das Cincinatti-Kino, das auch einmal vom Abriss bedroht war, und den Friedhof am Perlacher Forst. "Die Stadt muss und will Wohnungen schaffen und verschließt sie Augen vor den Denkmaleigenschaften", so Ziegler. Zudem fielen viele der teils sehr alten Bäume unter die Baumschutzverordnung.
"Werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen"
In den Bemühungen um den Ensembleschutz gab es schon im Sommer eine Ortsbegehung mit dem Landesdenkmalrat und dem Landesamt für Denkmalpflege, das entsprechende Verfahren läuft seitdem. Das neue Gutachten soll das Anliegen untermauern. Zusätzlich hat man Donnerstag auch eine Petition mit über 2400 Unterschriften an den Wissenschaftsausschuss des Landtags übersandt.
"Das hier ist pure Historie. Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen“, erklärt Benno Ziegler. Für die Stadt und die Bima ist der Schaden dann viel größer, als wenn sie jetzt noch einmal neu überlegt.“ Und Alois Schwarzhuber ergänzt: "Wir sind zäh. Wir lassen uns nicht so leicht wegdiskutieren."
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