Das ist der Held von der Isar
München - Die Frau in der eiskalten Isar regte sich kaum mehr. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde sie in der Wasserwalze an der Reichenbachbrücke verschwinden. Boris M. wusste, dass er sofort handeln musste. Der Familienvater sprang in den Fluss, schwamm bis in die Mitte und packte die 64-Jährige. Die Münchnerin liegt jetzt auf der Intensivstation einer Klinik.
Zusammen mit seinem vierjährigen Sohn hatte Boris M. am Freitagnachmittag einen Ausflug zur Isar unternommen. Plötzlich hörte der Busfahrer Leute schreien. Ungefähr auf Höhe der Humboldtbrücke sah er eine Frau, die auf dem Rücken in den Fluten rieb. „Ich bin ihr fast 300 Meter nachgelaufen“, erzählt Boris M.
Vorne an der Reichenbachbrücke blitzte bereits das Blaulicht von Polizei und Feuerwehr. Helfer ließen Rettungsringe an Seilen ins Wasser. Doch Boris M. war klar, dass sich die Frau in dem nur 7,5 Grad kalten Wasser niemals aus eigener Kraft daran hätte festhalten können.
Und es bestand noch eine zweite, viel größere Gefahr: Unmittelbar nach der Reichenbachbrücke gibt es eine Staustufe. Wer dort in die Wasserwalze gerät, hat kaum eine Überlebenschance. Das wusste auch Boris M. Sein Entschluss stand fest: „Ich musste der Frau helfen.“
Er bat eine Mutter, auf seinen Sohn aufzupassen und ihn abzulenken. „Ich wollte nicht, dass er Angst um mich hat.“ Dann zog er seine Jacke aus und sprang in die Isar. Die eisige Temperatur raubte ihm den Atem. Er versuchte, mit dem Kopf über Wasser zu bleiben. „Wenn mir etwas passiert, sind genug Leute am Ufer, die mir helfen können“, machte sich der Familienvater immer wieder selbst Mut.
Zug um Zug schwamm er durch das eiskalte Wasser bis in die Mitte der Isar, wo die inzwischen bewusstlose Frau trieb. Er bekam sie am Bein zu fassen. Keuchend und mit letzter Kraft schwamm er zurück zum Ufer.
Ein Notarzt kümmerte sich um die Frau. Sie wurde mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen und ins künstliche Koma versetzt. Wie die 64-Jährige ins Wasser kam, ob es ein Unfall war, ist unklar.
Eine Polizeistreife fuhr Boris M. zur PI21 in der Au. Dort durfte der Busfahrer erst einmal heiß duschen. Dann bekam er trockene Kleidung. Anschließend brachte die Polizei Vater und Sohn nach Hause. Am Sonntag saß der Busfahrer bereits wieder am Steuer eines MVG-Busses und fuhr wie üblich durch München. Keiner seiner Fahrgäste ahnte, dass sie von einem waschechten Helden chauffiert worden sind.
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