Das anarchische Schaf und der schräge Ex-Stadtrat

Das gab es noch nie: Mit einer Anzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ erinnert Fricke an den Todestag seines Schafes Seraphina vor einem Jahr. Jetzt will er ein Buch über Münchens tierischste und ungewöhnlichste Partnerschaft schreiben.
MÜNCHEN Zum Jahrgedächtnis hat Bernhard Fricke einen neuen Rosenstock ans Grab gepflanzt. Und als nächstes wird der Ex-Stadtrat ein Buch über Münchens tierischste und ungewöhnlichste Partnerschaft schreiben: Zwischen ihm und Seraphina, seinem Schaf. Vor einem Jahr ist das Tier verendet. Fricke hatte stundenlang neben ihm gesessen, bis sie starb. Zum Jahrgedächtnis hat der Rechtsanwalt dem zu Lebzeiten „selbst-bewusstesten, fröhlichsten und spirituellsten Schaf" sogar eine große Zeitungsanzeige gewidmet: „Stellvertretend für alle Tiere, die von Menschen geliebt und geachtet und als Lehrer akzeptiert werden.“
Bernhard Fricke – der ungewöhnliche und schräge Ex-Stadtrat. Ein „David gegen Goliath“, wie auch seine Organisation heißt, in jeder Beziehung. Er hat auch schon einen Baum besetzt, um ihn vor dem Fällen zu retten. Viel wurde im Rathaus über seine Beziehung zu seinem Schaf gelacht, das seine damalige Freundin einmal herrenlos am Allacher See gefunden hatte. „Ich hätte früher auch nie geglaubt, mal eine Partnerschaft mit einem Schaf einzugehen“, erzählt Fricke: „Mit einem so anarchischen Wesen, das mir meine Grenzen aufgezeigt hat.“
Dem Schaf verdanke er „wertvollste Einsichten, nachhaltigste Erfahrungen und unvergessliche Momente der Harmonie und des Glücks“.
Wie die waren, das schreibt Fricke in einem Buch auf, das im nächsten Frühjahr herauskommen soll. Auf einem Hof bei Rosenheim kam Seraphina auf „sechs Kinder und vier Enkelkinder“, so Fricke. wbo