Da hilft nur Bohren

MÜNCHEN - Einem TV-Reporter von Kabel1 fiel eine Festplatte der Gewerkschaft voller vertraulicher Dokumente in die Hände . Kein Einzelfall. Wer bei Daten auf Nummer sicher gehen will, muss die Festplatte total zerstören.
Computerfestplatten: Für Unternehmen und Behörden sind sie ein dauerndes Sicherheitsrisiko. Das zeigte sich neulich bei Verdi. Einem TV-Reporter von Kabel1 fiel eine Festplatte der Gewerkschaft voller vertraulicher Dokumente in die Hände .
Kein Einzelfall, warnt der Ayinger Datensicherheitsexperte Dieter Brandl: „Viele Privatleute und mittelständische Unternehmen entsorgen ihre Datenträger falsch.“ Frei nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ würden Geräte mit allen Daten verkauft oder verschenkt, erzählt der 52-Jährige. Manchmal blieben Festplatten nach der Reparatur beim Händler – oder wechselten bei Leasinggeräten gleich den Besitzer.
Wie lösche ich also richtig?
„Löschprogramme sind für die meisten Privatleute, die die Festplatten noch nutzen wollen, in Ordnung“, sagt Brandl. Er empfiehlt das Programm „VS-Clean“, ein Löschprogramm des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Kosten: 43 Euro plus Mehrwertsteuer.
Wer sicher gehen will, muss zerstören. Brandl hat dafür einen speziellen Shredder entwickelt. Seit einem Jahr reißt er für Banken, Ämter und Versicherungen die Platten in Stücke. Kosten pro Stück:25 Euro.
Der IT-Spezialist geht im Grunde nicht anders vor als große Unternehmen. Auch beim Europäischen Patentamt (EPA) in München heißt es: löschen – oder bohren. In den sechs Münchner Gebäuden der Mammut-Behörde stehen 4600 PCs und 750 Notebooks für 3700 Mitarbeiter bereit, sagt der Computerverantwortliche Simon Redfern (41).
Viel Spaß für Experten
Redfern wird dieses Jahr alle Computer der Behörde austauschen – dabei achtet er auf allerhöchste Sicherheit. Platten, die funktionieren, bearbeiten seine Experten mit einem Löschprogramm, das den Standards des US-Verteidigungsministeriums entspricht. „Die, die nicht mehr in Ordnung sind, werden gebohrt“, sagt Redfern. Pro Monat seien es 10 bis 15. „Meine Jungs haben ziemlich viel Spaß daran.“
Thomas Gautier