Interview

CSU wieder ohne eigenen Wagen beim CSD – Stadtrat Theiss: "Kann die Veranstalter nicht verstehen"

Die CSU darf nicht mit eigenem Wagen auf die CSD-Parade – lädt die Community aber am 18. Juni um 11 Uhr zu einem Weißwurstfrühstück auf die Dachterrasse der Deutschen Eiche ein. Im Interview erklärt CSU-Stadtrat Hans Theiss, warum.
von  Felix Müller
So sah es bei der CSD-Parade in München im vergangenen Jahr aus.
So sah es bei der CSD-Parade in München im vergangenen Jahr aus. © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

MünchenDürfen sie oder dürfen sie nicht? Lange war unklar, ob und wie die CSU auf dem Christopher Street Day (CSD) präsent sein würde. Nun steht fest: Kein eigener Wagen, aber ein eigener Stand.

Und ein eigenes Weißwurtsfrühstück auf dem Dach der Deutschen Eiche. Stadtrat Hans Theiss verrät im AZ-Interview, was es damit auf sich hat und wie das Verhältnis zum Wirt Dieter Holzapfel ist.

AZ: Nachdem Sie wie 2022 erneut nicht beim CSD mitfahren dürfen, hat Ihre Fraktion einen beleidigten Eindruck gemacht. Inzwischen beruhigt?
HANS THEISS: Beleidigt ist der falsche Ausdruck. Wir sind enttäuscht, weil wir uns als Teil des CSD präsentieren wollen und gerne einen Wagen hätten. Da bleiben wir dran.

Zentrale Forderung des CSD 2023 ist ein queerer Aktionsplan. Nun bewerben Sie Ihre Veranstaltung auf Plakaten, auf denen genau das gefordert wird – mit dem Zusatz "gemeinsam". Eine Provokation?
Nein, das ist keine Provokation. Das fußt auf dem Positionspapier, das wir als Fraktion schon 2022 verabschiedet haben. Wir greifen viele Forderungen des CSD auf, ergänzen oder gewichten Details anders. Dass Verbrechen gegen LGBTIQ als Hassverbrechen eingestuft werden, dass es einen Beauftragten auf Landesebene gibt, all das hatten wir letztes Jahr schon formuliert als Teil eines Aktionsplans. Einen solchen hat jetzt ja auch unser Ministerpräsident in Aussicht gestellt.

Statt Wagen auf dem CSD: CSU plant Weißwurstfrühstück in der Deutschen Eiche

Sie machen Ihr Frühstück im Hotel von Dietmar Holzapfel, der aus Protest gegen den CSU-Ausschluss nicht bei der Parade mitfährt. Dürfen wir Ihr Frühstück als Gegenveranstaltung zum CSD interpretieren?
Nein. Das ist eine Veranstaltung als Teil der Prideweek, wir wollen neben unserem Stand am Tag der Parade auch schon in der Woche davor am CSD beteiligt sein. Ich schätze Dietmar Holzapfel als klar integre, überparteiliche Person, dem sehr an Ausgleich gelegen ist. Ich freue mich, dass er uns die Veranstaltung ermöglicht. Wir wollen die Tür öffnen für die Community, dass sie uns auch ihre Wünsche mitteilen können. Man muss auch mal im Detail anderer Meinung sein können – ohne dass man gleich als homophob bezeichnet wird.

Ist es nicht ein normaler Vorgang, dass ein Bündnis, das eine Demonstration organisiert, bestimmte Gruppen offiziell dabei haben will – und andere halt nicht?
Die CSU-Stadtratsfraktion ist eine Einheit, die sich sehr stark für die Community einsetzt. Inhaltlich kann man nicht verstehen, dass die Veranstalter uns nicht mit einem Wagen dabei haben wollen. Meiner Meinung nach sollte der CSD parteiübergreifend sein.

Stadtrat Hans Theiss.
Stadtrat Hans Theiss. © CSU

Wie einig ist sich die CSU über den queeren Aktionsplan?

Wie einsam stehen Manuel Pretzl und Sie innerhalb der CSU-Stadtratsfraktion mit Ihren Positionen da?
Gar nicht einsam. Wir haben das Positionspapier einstimmig verabschiedet. Wir sind für einen Aktionsplan, dafür, dass es spezielle Altenheime gibt, für Erinnerungskultur, ja, wir sind dafür, dass das Thema in die Lehrpläne kommt.

Aber?
Allerdings unter gebotener Rücksichtnahme auf die Eltern. Da haben wir vielleicht manchmal noch einen Dissens mit Teilen der Community. Aber das müssen beide Seiten aushalten und ohne Scheuklappen ausdiskutieren.

Schon OB-Kandidat Seppi Schmid, aber auch Sie als Landtagskandidat waren mit dem Thema im Gärtnerplatzviertel sehr präsent. In Wahlergebnissen hat sich das null Komma null ausgezahlt. Kann es sein, dass Sie den Fehler machen, um ein Milieu zu werben, das niemals CSU wählen wird?
Ich halte es für falsch, das mit den Zahlen zu bewerten. Es geht um ein ganz berechtigtes politisches Anliegen von Menschen, denen lange nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das gehört zur CSU-Gesellschaftspolitik dazu. Unabhängig davon, ob das direkt Stimmen generiert oder nicht.

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