Coronavirus-Test: Münchner muss tagelang warten

Nach einem Aufenthalt in Südtirol bekommt Christian Jung Grippesymptome. Er will sich auf das Coronavirus testen lassen, doch die Behörden sind überfordert.
Lukas Schauer |
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Christian Jung wartet seit Tagen auf sein Coronavirus-Testergebnis.
Sigi Müller Christian Jung wartet seit Tagen auf sein Coronavirus-Testergebnis.

München - Die Arbeitswoche startet gut für Christian Jung. Erhohlt vom Skiurlaub in Südtirol fährt der 45-jährige Vertriebler Montag und Dienstag nach Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen, geschäftliche Termine stehen an - unter anderem bei einem DAX-Unternehmen.   

Zurück in München bekommt Jung auf einmal Fieber und Grippe-Symptome. "Wir waren am Kronplatz, mit vielen Italienern in den engen Gondeln", erzählt Jung im Gespräch mit der AZ ."Südtirol, Italien, Fieber: Natürlich kommt da die Frage auf, ob ich mich vielleicht auch mit dem Coronavirus infiziert habe", so Jung.

KVB-Hotline zu Coronavirus scheint überfordert

Er informiert am Donnerstagmorgen seinen Arbeitgeber. Sofort rät man ihm, sich ärztlichen Rat zu holen. Jung ruft bei seinem Hausarzt an, der ihn auf den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) verweist. Dort gibt es für Bürger mit einschlägigen Symptomen eine rund um die Uhr erreichbare Nummer. Die KVB ist auch zuständig für die Durchführung der Hausbesuche, bei denen dann die Corona-Tests vorgenommen werden.

Damit beginnt für den Münchner eine Odyssee: Die Wartezeit bei der Hotline beträgt teilweise bis zu 30 Minuten, beim zweiten und dritten Anruf weiß der Mitarbeiter nicht, dass Jung schon mehrmals seine Geschichte geschildert hatte. "Erst als Südtirol von Italien zur Krisenregion erklärt wurde, änderte sich der Umgang auf einmal. Am Freitagabend wurde mir von der KVB ein Arztbesuch spätstens für den Samstagmorgen angekündigt, um mich auf Corona zu testen", erzählt Jung.

Nur: Es kommt niemand. "Als ich am Samstagmittag selber telefonisch nachgefragt habe, wusste man bei der KVB gar nichts mehr von den am Freitag vereinbarten Schritten. Die Mitarbeiter wirkten überfordert und klagten über nicht enden wollende Anrufe", schildert Jung. Am Samstagabend schließlich sichert man ihm zu, auf der Liste für die Tests oben zu stehen. Wann genau der Arzt komme, sei aber schwer abzuschätzen. Endlich, am Sonntagnachmittag, war es dann so weit. 

Münchner unter Corona-Verdacht: Tagelanges Warten

Für den Münchner ein Irrsinn: "Mal angenommen ich habe tatsächlich Corona: Dann hätte ich es am Montag und Dienstag bei den Firmen in NRW gestreut. Das hätte man seit Freitagmorgen wissen und entsprechend handeln können.". Auch sein Arbeitgeber wüsste gern, ob Entwarnung gegeben werden kann oder nicht. Hinzu kommt: Bei allen Anrufen wurde Jung eingeschärft, ja zu Hause zu bleiben. Wenn er aber gar kein Coronavirus hat, wäre das nicht unbedingt nötig. Eine belastende Situation für ihn und seine Familie.

Die Callcenter-Mitarbeiter der KVB nimmt Jung in Schutz. Was ihn wundert ist die aus seiner Sicht schlechte Organisation der Behörden. Und in der Tat scheint Jung kein Einzelfall zu sein. Bei der AZ meldete sich eine Familie, die Urlaub in der Lombardei gemacht hatte.

"Angerufen unter der 116117 (die Hotline der KVB, d. Red.) hatte der ärztliche Bereitschaftsdienst schnell jemanden geschickt. Seitdem warten wir aber auf das Ergebnis", schreibt der Vater. Ein Anruf im Labor habe ergeben, dass die Proben nicht registriert worden waren. "Wenn der Test negativ wäre, könnten meine beiden Töchter und wir wieder in den Alltag zurück. Wir warten seit drei Tagen." Fast so lang wie Christian Jung.


Hinweis der Redaktion: Bei Veröffentlichung des Artikels wusste Christian Jung noch nicht, wann ein Arzt kommen würde. Wenige Stunden später war es dann soweit. Wir haben den Artikel dann entsprechend aktualisiert.

Lesen Sie hier: Coronavirus-News - Weitere Münchner Schulen müssen schließen

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